csütörtök, december 26, 2024

Denkmale und die Sonderform des Kreuzes

Der vorliegende Beitrag1 behandelt die Aufstellung und weitere Entwicklung eines der wichtigsten deutschen Vertriebenendenkmale der Nachkriegszeit, nämlich des „Kreuzes des deutschen Ostens“ auf den Uhlenklippen bei Bad Harzburg. Da Denkmale immer unter den Bedingungen ihrer Zeit gesehen werden müssen, wird nach der Erörterung denkmaltheoretischer Aspekte zunächst die Situation zur Zeit der Denkmalerrichtung skizziert. Im Zentrum der Studie stehen die Diskurse und die Symbolik des „Kreuzes des deutschen Ostens“ und zugehöriger Veranstaltungen. Des Weiteren wird nach Akteuren und ihren Unterstützern, ihrer Denkmalpraxis, ihrem ideologischen Gedankengut und den Funktionen des Mahnmals gefragt. Da kaum ein Denkmal voraussetzungslos entsteht, wird auch auf ideologische und bauliche Vorläufer inklusive ihrer Symbolik eingegangen.
Zur Klärung dieser Fragen beziehe ich mich hauptsächlich auf die Akte der Stadt Bad Harzburg zum „Kreuz des deutschen Ostens“ (KddtO I, Blattzahl) und die zeitgenössische Presse. Bei der Akte handelt es sich nicht um bloße Verwaltungsvorgänge. Vielmehr ist bei Äußerungen der Stadt in Rechnung zu stellen, dass das Kreuz als eine großartige Werbung für die Kurstadt Bad Harzburg angesehen wurde und nach der Einweihung infolge des Kostenfiaskos die Erhaltung einer positiven Reputation zentral war. Nicht unerheblich ist auch die Vertriebeneneigenschaft des langjährigen Stadtdirektors Hubert Heiduk (1952-1976, geboren in Westpreußen, aufgewachsen in Oberschlesien). Bei der Auswahl der Presse ist zunächst das Problem der Faktenwahrheit zu beachten. Hier beziehe ich mich zumeist auf das Harzburger Lokalblatt, die „Harzburger Zeitung“ (HZ). Sie verfolgte das Geschehen zwar mit Sympathie, zeigte aber auch zuweilen kritische Distanz. Bei Printmedien außerhalb Bad Harzburgs (Der Spiegel, Hannoversche Presse u.a.) ist Vorsicht am Platze, da ihre Angaben öfters abweichen und mitunter einer sensationellen Nachricht oder einer gegnerischen Position geschuldet waren. Dies lenkt den Blick auf die Sinngebungen des Mahnmals durch die Akteure. Je enger die einzelnen Presseerzeugnisse über die hinter ihnen stehenden Akteure mit dem Denkmal in Verbindung standen, desto stärker spielten entsprechend gefärbte Sichtweisen eine wichtige Rolle. Gilt das schon für die allgemeinen Medien, so trifft es angesichts eigener Betroffenheit ungleich stärker auf die Vertriebenenpresse zu.
Denkmale sind Zeichen ihrer Zeit. In ihnen spiegeln sich politische, soziale und wirtschaftliche Verhältnisse sowie kulturelle Praktiken mit ihren jeweiligen symbolischen Bedeutungen. Denkmale können intendiert sein, sie müssen es aber nicht, wie dies im Vertriebenenkontext etwa bei Nissenhütten2 oder Kirchen der Durchgangslager der Fall ist. Will man den Denkmalbegriff nicht auf Kreuze, Stelen, Statuen oder Wegweiser reduzieren, so können auch Straßennamen (z.B. Königsberger Straße), Trachten, Heimatortsmonografien oder Glockenklänge der Heimat darunter fallen (Retterath 2005, 85f., zu Stele und Wegweiser vgl. Retterath 2006). Denkmale sollen an bestimmte Personen(gruppen), Sachverhalte oder Ereignisse erinnern. Damit werden sie zu Trägern der Erinnerung einer bestimmten Erinnerungsgemeinschaft (Siebeck 2010). Ferner verstärken sie das Gruppenbewusstsein, wirken an der Prägung eines Geschichtsbildes mit, und schließlich kann sich darin auch die lokale oder regionale Selbstbehauptung einer sozialen Gruppe ausdrücken (Retterath 2005).
Denkmalformen und ihre Symbolik können als Denkmalsprache bezeichnet werden. Über die Denkmalsprache zielen die Denkmalurheber auf die Vermittlung einer bestimmten Botschaft. Zeichneten sich bis vor einigen Jahrzehnten die meisten Denkmale durch eine autoritäre Sprache aus, die keine oder nur wenig verschiedene Interpretationen zuließ, so trifft dies auf neuere Denkmale weniger zu. Vielfach bieten sich mehrdeutige Sinngebungen an, so dass die Bestimmtheit der Botschaft eher auf eine Aufforderung zur Diskussion hinausläuft. Autoritäre Sinngebungen gehen oft einher mit gegenständlichen Darstellungen und einem traditionellen Kunstverständnis, während die nicht-autoritäre Sprache eher mit Abstraktion und postmodernen Sichtweisen verbunden ist.
Die Sinngebung eines Denkmals resultiert aus vordergründig Greifbarem, wie etwa aus der Gestalt des Denkmals oder seiner Einweihungsfeier. Daneben dürfen hintergründige Momente nicht übersehen werden, auch wenn ihre Übersetzung oft einer größeren Anstrengung bedarf. Solche sind zum einen die Vorgänge, die zu seiner Errichtung geführt haben, und zum anderen die zeitliche und geografische Einbettung in die Denkmalsszenerie. Letzteres zielt auf thematische Vorläuferdenkmale, aber auch auf die Einordnung in die Denkmallandschaft einer jeweiligen Region.
Denkmale konstituieren einen symbolischen Raum, der meist mit ritualisierten Gedenkfeiern verbunden ist (Binder 2001, 119). Bei diesen Anlässen werden die Denkmalinhalte wiederholt gedeutet und bestätigt. Meist treten im gesellschaftlichen Diskurs unterschiedliche Sichtweisen zutage, die den Streit um die kulturelle Deutungshoheit – nicht nur des Denkmals, sondern auch des dahinter stehenden Gedankenguts – unterschiedlicher Erinnerungsgemeinschaften widerspiegeln. Ferner ist zu beachten, dass die zurzeit der Denkmalerrichtung herrschenden Bedingungen sich im Laufe der Jahrzehnte verändern können, was auf die Inhalte nicht ohne Wirkung bleibt. Die Gründe hierfür sind in veränderten politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten zu suchen. Die gewandelten Verhältnisse sorgten seit den 1960er Jahren dafür, dass die Vertriebenendenkmale zunehmend in die Kritik gerieten und entsprechende Emotionen frei setzten. Zudem wich die anfängliche Selbstverständlichkeit dieser Denkmale nun der Vergänglichkeit einer Erinnerungsgemeinschaft (Binder 2001, 118).
Eine Unterform des Denkmals bildet das Mahnmal. Mahnmale beziehen sich aus der Perspektive der Urheber auf verhängnisvolle historische Ereignisse. Ferner zeichnen sie sich durch eine stärkere Eindringlichkeit der Denkmalintention aus, die oft mit einem autoritären Sprachduktus und der Erregung einer höheren Emotionalität einhergeht. Auch ist ihnen ein stärkerer Appellcharakter immanent. Als Mahnmal eignet sich besonders die Kreuzform. In einer weitgehend vom Christentum geprägten Gesellschaft verfügt diese Denkmalform über sehr große Anschlussfähigkeit und bedarf als „das Erkennungs- u.[nd] Bekenntniszeichen des chr.[istlichen] Glaubens“ (Greshake 2009) keiner großen Erläuterung. Gerade beim Kreuz kommt es wegen der sakralen Form und den zugehörigen sakralisierten Diskursen oft zur „Entnennung des Politischen“ (Siebeck 2010, 178). Gegenwärtige Interessen werden ausgeblendet und so kann das behauptete Prinzipielle und fast Zeitlose Gültigkeit beanspruchen.
Da es eine Vielzahl von Kreuzformen mit unterschiedlichen Bedeutungsgehalten gibt, lohnt ein kurzer Blick darauf. Von den verschiedenen religiösen und profanen Kreuzformen werden hier nur drei näher erwähnt (zu den verschiedenen Formen vgl. Dinkler/Dinkler von Schubert 1994, bes. 569f.). Das Grabkreuz (Totenkreuz) ist seit der Neuzeit als christliches Gedenkzeichen für Grabstätten bekannt (Happe 2000). Es symbolisiert die Verbindung des gekreuzigten und auferstandenen Christus mit der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten. Das Kreuz des Deutschen Ordens (schwarzes Kreuz auf weißem Grund) war das Zeichen eines mittelalterlichen christlichen Ritterordens. Der aufkommende preußisch-deutsche Nationalismus sah in ihm einen heldenhaften Vorläufer und instrumentalisierte ihn für den Kampf gegen die Slawen (Wippermann 1979). Spätestens ab 1918 dienten Verweise auf den Ordensstaat zur Legitimation von Grenzrevisionen und hatten eine antipolnische Stoßrichtung. Vom Kreuz des Deutschen Ordens leitet sich das Eiserne Kreuz ab (Arnold 1990, 447f.). Es war 1813 von Karl Friedrich Schinkel in Verbindung mit den antinapoleonischen „Befreiungskriegen“ als militärische Auszeichnung für alle Dienstgrade entworfen worden. Es ist leicht geschweift und gilt als Symbol für die preußisch-deutsche Wehrgeschichte.

Anmerkungen zur historischen Situation der Denkmalerrichtung

Schon kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges waren viele Deutschstämmige aus Osteuropa im Rahmen der zwischen Hitler und Stalin vereinbarten Umsiedlungen in die besetzten Gebiete und nach Deutschland gekommen (vgl. im Folgenden Benz 1992). Als 1943 die deutsche Wehrmacht immer mehr zurückgedrängt wurde, wurden viele auslanddeutsche Gruppen Richtung Deutsches Reich evakuiert oder flohen dorthin. Im Sommer 1944 erreichte die Rote Armee die deutschen Reichsgrenzen, was viele Ostdeutsche zur Flucht veranlasste. Nach dem Sieg über Nazi-Deutschland beschlossen die alliierten Siegermächte mit Ausnahme Frankreichs in Potsdam im August 1945 die Aussiedlung der Deutschen aus der Tschechoslowakei, Polen, Ungarn und auch den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches. Das vom Deutschen Reich 1938 de facto annektierte Sudetenland fiel wieder an die Tschechoslowakei, Teile Ostdeutschlands an die Sowjetunion und Polen; Restdeutschland wurde in vier Besatzungszonen aufgeteilt. In den vier Zonen befanden sich im Oktober 1946 9,6 Millionen evakuierte, geflohene und vertriebene Deutsche. In den folgenden Jahren erhöhte sich die Zahl durch weitere Aussiedlungen.
Ca. zwei Millionen Deutsche waren bei Flucht und Vertreibung ums Leben gekommen. 100.000 bis 250.000 davon waren Opfer von Mord- und Racheaktionen von Rotarmisten, polnischen, tschechischen Milizionären oder jugoslawischen Partisanen geworden. Unter dem schillernden Begriff “Vertreibungsverbrechen“ benutzten vor allem deutsche Vertriebenen­politiker diese zur Relativierung und Aufrechnung der deutschen Greueltaten, obwohl die Vertreibungsverbrechen keinesfalls mit der NS-Rassen- und Bevölkerungspolitik vergleichbar waren. In der deutschen Öffentlichkeit versuchten diese Kreise mit nationalistischer Wehleidigkeit den Eindruck zu erwecken, dass diese Ereignisse tabuisiert und totgeschwiegen würden.
Die Alliierten strebten in ihren Besatzungszonen die Assimilation der Flüchtlinge an. Sie sollten keine soziale und politische Sonderrolle spielen, sondern sich schnellstmöglich mit den Einheimischen vermischen. Ein weiteres Problem war in der ersten Nachkriegszeit die ungleiche geographische Verteilung der Flüchtlinge. Da viele Städte zerstört waren, hielten sich die Flüchtlinge besonders in agrarisch strukturierten deutschen Ländern auf. Dies waren besonders Mecklenburg, Bayern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Vielfach wohnten sie mit Einheimischen unter einem Dach. Das beengte Zusammenleben provozierte Konflikte. Dazu trug auch die Tatsache bei, dass Flüchtlinge in die Häuser von Einheimischen zwangseingewiesen werden konnten. Nach Entstehung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) wurden ab Ende 1949 große Umsiedlungsprogramme initiiert, die im Laufe der 1950er Jahre zu einer halbwegs gleichmäßigen Verteilung führten.
Schon kurz nach Kriegsende waren viele Flüchtlinge ins kaum zerstörte Bad Harzburg gezogen. In vielen Orten des Harz hatte sich die Bevölkerung verdoppelt. In Bad Harzburg war die Einwohnerzahl von 6.642 (1939) auf 14.043 (1950) hochgeschnellt (Meier/Neumann 2000, 721). Überall gab es große Wohnraumprobleme; auch Arbeitsplätze waren sehr knapp. So kam es laufend zu Reibereien zwischen Vertriebenen und Flüchtlingen einerseits und der Stadtverwaltung und den Einheimischen andererseits. Neben der sozialen Notlage gab es nun noch ein politisch-geographisches Problem: Lag der Harz bis 1945 mitten in Deutschland, so ging ab 1945 zuerst eine Zonengrenze, ab 1949 eine Staatsgrenze durch die Gebirgsland­schaft.3 Die Gründung der beiden deutschen Staaten im Mai und Oktober 1949 verfestigte die Grenzsituation. Waren schon wegen des zunehmenden politischen Drucks viele Menschen aus der Sowjetischen Besatzungszone geflohen, so nahm dieser Trend nach Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zu. Infolge nationaler und systempolitischer Gegensätze sank bei den Flüchtlingen zusehends die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in die außerdeutschen Gebiete. Zudem lag Bad Harzburg mit dem Harz an der geographischen Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten und den unterschiedlichen politischen Systemen. Hierdurch erwuchsen für Bad Harzburg große wirtschaftliche Probleme, die es durch eine Betonung des Fremdenverkehrs zu minimieren versuchte.

Ein großes Landschaftskreuz als Symbol des christlichen Abendlandes

In dieser Situation kämpften die Interessensverbände der Flüchtlinge nicht nur für eine Verbesserung der sozialen Lage, sondern auch für die Pflege des Heimatgedenkens und die Aufrechterhaltung des Rückkehrwunsches. Zudem galt es, die Kluft zu den Einheimischen zu überwinden und sie für die eigene Sache zu gewinnen. Um diese Ziele durchzusetzen, nutzten die Verbände die Trauer von Vertriebenen um verstorbene Angehörige und den verlorenen Besitz zum Aufbau des stereotypen (Geschichts-)Bildes einer Opfergruppe. Dabei wurde auf gesellschaftlich internalisierte Ideologien rekurriert. Mit der Ideologie des christlichen Abendlands und besonders ihren Bestandteilen Antikommunismus und Antislawismus wurde nicht nur das Selbstbild verstärkt, sondern über das Fremdbild im Osten der gemeinsame Feind ausgemacht.
Vor diesem Hintergrund fand am 11. Mai 1950 eine Sitzung des Zentralverbandes vertriebener Deutscher (ZvD) des Amtsbezirks Bad Harzburg statt, auf der das Kreuz-Denkmal Haupttagesordnungspunkt war (Sitzung der Vorstände des Amtsbezirks Bad Harzburg des ZvD am 11.5.50, KddtO I, 34). Tage später unterbreitete Franz Kettmann als Vorsitzender der Bad Harzburger Ortsgruppe des ZvD am 14. Mai 1950 im Bad Harzburger Rathaus vor Vertretern von Stadt, Kreis und Ortsvereinen sowie vor Fachleuten die Denkmalidee (Beginn der Vorbereitungsarbeiten, HZ, 15.5.1950). Kettmanns Plan fand breite Zustimmung und ein von ihm vorgeschlagener „Organisationsausschuss“ (Landrat und Oberkreisdirektor des Kreises Wolfenbüttel, Bürgermeister und Stadtdirektor Bad Harzburgs sowie Kettmann) wurde gewählt. Der Architekt stellte das Mahnmal vor. Ferner wurden die Liste der Fest- und Ehrengäste sowie die Werbung besprochen. Eine Frage bezüglich der kurzen Vorbereitungs­zeit wehrte Kettmann ab: Man werde sie durch „Schwung und Tatkraft“ wieder wettmachen. Mit den Arbeiten sollte unverzüglich begonnen werden.
Wer war der Denkmal-Protagonist Kettmann? Er wurde 1917 in Dessau/Anhalt geboren und war zuletzt im Krieg Panzermajor gewesen. 1946 zog er nach Bad Harzburg, wo er nach wenigen Jahren Stadtverordneter und Abgeordneter des Kreistages Wolfenbüttel wurde.4 Er war Mitglied der nationalkonservativen FDP; 1951 wechselte er mit anderen vertriebenen Stadträten zur neu gegründeten Vertriebenenpartei, dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE). Ferner war er 1950 zum Vorsitzenden des Harzburger Ortsverbandes des ZvD gewählt worden, ebenso gehörte er auch dem Vorstand des Kreisverbandes des ZvD an.
Einen Tag vor der Sitzung Mitte Mai hatte Kettmann die Lokalpresse über das Kreuz-Denkmal und seine Intention unterrichtet („Das Kreuz des deutschen Ostens“, HZ, 15.5.1950). Unter Verweis auf die Kooperation von ZvD, Stadt und Kreis betonte er, dass die Zustimmung aller Behörden erfolgt sei. In Vertriebenenkreisen sei die Idee der Errichtung eines Symbols der Heimattreue auf einer weitsichtbaren, grenznahen Höhe „schon lange erörtert“ worden. Die Felsengruppe der Uhlenklippen sei ausgewählt worden, weil sie „schon immer ein stolzes Wahrzeichen unserer engeren Heimat gewesen“ sei. Man habe sich für die Form des Kreuzes entschieden, „wie es einmal das allen Ostpreußen, allen rechten Deutschen so teuere Ehrenmal von Tannenberg krönte“. „Das Kreuz ist neben der Mahnung an die Heimat im Osten auch sichtbarer Ausdruck der Leiden und der Not, die die deutschen Menschen des Ostens erdulden mußten, und schließlich ist die Form des ragenden Kreuzes auch Ausdruck der christlich-abendländischen Kultur, deren Grenzen durch die Vorgänge des Jahres 1945 bis an unser mitteldeutsches Waldgebirge zurückgedrängt wurde [sic!].“ Dann folgte eine Beschreibung des Kreuzes, an dessen Stamm die Wappen der Landsmannschaften auf Bronze- oder Holztafeln angebracht werden sollten. Auch wurde schon eine Neonbeleuchtung erwähnt. Weiter hieß es: Da die Kuppe der Anhöhe nicht die Tausende von Besuchern der Einweihungsfeier aufnehmen könne, werde der eigentliche Festplatz ins Tal (Wiesenhänge der Fritz-König-Straße) gelegt; zudem würde der Blick auf das leuchtende Kreuz auf der Höhe einen ungeheuer starken Eindruck hinterlassen. Man hoffe auf die Teilnahme führender Geistlicher (z.B. Kardinal Frings) und die Übernahme der Feuerrede durch ein Mitglied der Bundesregierung. Ersatzweise sei an einen jungen Vertriebenen gedacht, der „sehr sinnbildhaft die aus der Heimat vertriebene Jugend verkörpern würde“. Die Denkmalerrichtung sei „erstmalig und einzig dastehend in ganz Deutschland“ (Hervorh. im Orig.). „Harz und Harzburg werden damit zum Symbol des deutschen Heimatgedankens schlechthin.“ Der Blick vom Kreuzesstandort reiche rund 100 Kilometer weit. So werde das Kreuz zu einem der markantesten Punkte des Harz werden und große Anziehungskraft auf jeden Besucher ausüben. Abschließend unterstrich Kettmann, dass die Feierstunde nichts von „einem lauten Volksfest“ haben, sondern „ein feierliches ernstes Bekenntnis“ sein werde.

Abb. 1: Tannenberg-Denkmal; Verlag: Verwaltung des Tannenberg-National-Denkmals

Mit den Begründungen für das Kreuzsymbol verstand es Kettmann, zwei nicht ohne weiteres deckungsgleiche Traditionen zusammenzubringen. Dies waren zum einen über das bekannte Tannenberg-Denkmal eine preußisch, protestantisch und militärisch geprägte Traditionslinie und zum anderen die katholisch-dominierte Idee des christlichen Abendlandes. Das 1927 eingeweihte Tannenberg-Denkmal erinnerte an die siegreiche Abwehr des Einfalls der russischen Armee im Raum Hohenstein (südwestliches Ostpreußen) Ende August 1914 unter Führung von General Paul von Hindenburg. Im deutschnationalen Geschichtsbild wurde der Sieg zu einer historischen Revanche über die Slawen verklärt, da in der Nähe 1410 der Deutsche Orden eine wichtige Schlacht gegen Polen und Litauer verloren hatte. So avancierte das Mahnmal zum „Denkmal im Osten“ gegen „Hinterlist und Machtansprüche der Slawen“ (Wagner 1927, 99 und 10).
Die Ideologie des christlichen Abendlandes rührte aus der katholisch geprägten Romantik her (vgl. Faber 2002, Voßkamp 2007, 225-229). Nach der als nihilistisch bezeichneten NS-Diktatur warnte die Abendland-Ideologie einerseits vor dem Individualismus der Moderne und andererseits vor dem Kollektivismus, Totalitarismus und vor allem Atheismus sowjetischer und marxistischer Prägung. Gesellschaftlich wurden konservativ-bürgerliche Werte und politisch eine Westbindung vertreten. Die Ideologie sah sich in der Kontinuität des weströmischen Reiches mit der Leitfigur Kaiser Konstantin des Großen. Mit der völkischen Schutzarbeit hatte man den „Reichsgedanken“ gemeinsam, wenn er auch weniger nationalistisch geprägt war. Eine weitere Übereinstimmung bildete die Aversion gegen das Asiatische und qua Bevorzugung der romanisch-germanischen Völkergemeinschaft gegen das Slawische. Schließlich beharrte man auch auf dem Primat der Wiederherstellung Deutschlands in den Grenzen von 1937.
Zu dem ideologischen Aspekt des Denkmals trat noch der der Form. Die Denkmalanlage war auf einer Anhöhe in der Nähe der Stadt Hohenstein errichtet worden. In der räumlichen Mitte des Tannenberg-Denkmals befand sich ein ca. 12 m großes, bronzenes Hochkreuz. Es fußte auf einem Geviert, das mit Feldsteinen eingefasst war und auf einer kleinen, mit Immergrün bewachsenen Bodenerhebung stand. Sollte ursprünglich das Hochkreuz auf einem altarähnlichen Kubus stehen, so wurde es schließlich auf einer Art großem Sarkophag platziert, denn darunter ruhten die Leichen von 20 unbekannten Soldaten. Das Hochkreuz war ein traditionelles Grabkreuz; die Kreuzform hatte nichts mit dem Kreuz des Deutschen Ordens oder dem Eisernen Kreuz gemeinsam (Tietz 1999, 55-57 mit Fotos). Das Kreuz bildete das Zentrum eines achteckigen Bauwerks, das aus einer Art Wehrgang mit acht Türmen bestand und einen Durchmesser von ca. 80 m besaß. Infolge des Denkmalumbaus durch den NS-Staat 1934/35 verlor das Kreuz seine Bedeutung als wichtigstes Denkzeichen. Nach seiner Beseitigung wurde im eingeebneten, hell gepflasterten Innenhof im Boden ein schwar­zes, gepflastertes Kreuz in Form des Eisernen Kreuzes eingelegt. Jürgen Tietz sieht darin einen für die NS-Zeit typischen Schwenk von einem Denkmal der Besinnung und des Gedenkens hin zu Begegnung und Massenveranstaltungen, bei denen Repräsentation und Indoktrination im Vordergrund standen (Tietz 1999, 167).
In gewisser Weise erstaunt der Bezug auf das Tannenberg-Denkmal, zumal das Hochkreuz bei seiner Umgestaltung 1934/35 entfernt wurde. Von der Ausprägung des Kreuz-Mahnmals bieten sich wesentlich eher Parallelen zu dem Westpreußenkreuz an, das allerdings weniger bekannt war. Ein Beleg für die sich geradezu aufdrängende Parallele mag darin liegen, dass ich unabhängig von Stephan Scholz ebenso auf dieses Denkmal gestoßen bin (Scholz 2011, 336f.). Die offiziellen Bauherren des Kreuzes waren der „Reichsverband der heimattreuen Ost- und Westpreußen“ und der „Heimatdienst Westpreußen“. Das Kreuz wurde auf dem Weißen Berg im ehemaligen ostpreußischen Kreis Stuhm (heute: Biała Góra bei Sztum) errichtet und am 13. Juli 1930 zum 10. Jahrestag der Abstimmung in Ostpreußen eingeweiht (Das Westpreußenkreuz in Weißenburg 1975; Götz 1951/52). Es handelte sich um ein 8 m hohes Basalt-Kreuz auf einem weißen Granitsockel. Dieser stand auf einer kleinen Anhöhe an der nördlichen Weichsel. Laut einem Heimatbuch sei das Westpreußenkreuz „gleichsam zu einem Wallfahrtsort des Westpreußentums“ (Das Westpreußenkreuz in Weißenburg 1975, 205) geworden. Folgende Gemeinsamkeiten mit dem „Kreuz des deutschen Ostens” zeichneten das Westpreußenkreuz aus:
Es handelte sich um ein monumentales Kreuz auf einem exponierten Punkt in der Landschaft.
Es stand unmittelbar an der Grenze (Polen, Danzig, Deutsches Reich).
Es waren Wappenschilder mit regionalem Bezug am Sockel befestigt (Deutscher Orden, Preußen, alte Provinz Westpreußen, eine freie Wappenstelle). Wie die freie Stelle für die Jahreszahl auf dem Harzburger Kreuz gab es auch hier eine freie Stelle, die für ein künftiges Ereignis freigehalten wurde. Es sollte das Danziger Wappen eingefügt werden, wenn Danzig die neue Hauptstadt Westpreußens werden würde.
Es besaß eine eigene Beleuchtungsanlage und wurde nachts angestrahlt.
Auch das Entzünden eines Sonnwendfeuers 1931 am Kreuz ist belegt (Heister 1980, vgl. auch die Zeichnung von Lotte Heister auf dem Titelbild von: Der Westpreuße, 5 [1953], Nr. 6).

Abb. 2: Westpreußenkreuz; Verlag: Groddeck, Weissenberg

Der Bezug auf das Tannenberg-Denkmal war dem bekanntesten Kriegerdenkmal Deutschlands geschuldet, das nach seiner Umgestaltung den Titel Reichsehrenmal erhalten hatte. Für den Rückgriff war nicht nur der Bekanntheitsgrad ursächlich, sondern vor allem der geistige Gehalt der Denkmalanlage. Sie stand für den Sieg über eine slawische Macht, die ins eigene Land eingefallen war. Angesichts der sich im Harzburger Kreuz-Denkmal widerspiegelnden deutschnationalen Konnotationen sprach aus dem Bezug auf das Tannenberg-Denkmal die Hoffnung, dass wie nach der Schlacht von Tannenberg die Feinde wieder aus dem „deutschen Osten“ hinausgetrieben werden würden.
Viele Vertriebenendenkmale weisen Gemeinsamkeiten mit Kriegerdenkmalen auf, weshalb sich ein vergleichender Blick darauf lohnt. Das Kreuz nahm erst nach dem Ersten Weltkrieg eine wesentlich bedeutendere Rolle bei Kriegerdenkmalen ein. Die Denkmale von Tannenberg, aber auch Leer, zählt Tietz „zu den vorbildstiftenden Memorialbauten der Weimarer Republik, die das Kreuz-Motiv in zentraler Weise hervorhoben, ohne dass es dabei notwendig auf eine Bestattung verwies“ (Tietz 1999, 57). Das „Kreuz des deutschen Ostens“ erinnerte in seiner Form an die schlichten und herben Kreuze auf Soldatenfriedhöfen, die im weiteren Sinne auch den Kriegerdenkmalen zugerechnet werden können. Die Schmuck­losigkeit und Monumentalität dieser Friedhöfe an exponierter Stelle in der freien Landschaft (wie z.B. der Mitte 1953 eingeweihte Harzburger „Ehrenfriedhof“) sollte die Zeitgenossen ergreifen und sich in ihrem Gedächtnis als unvergesslich einschärfen.
Angesichts der verschiedenen Einflüsse bot sich das christliche Kreuz als einigendes Symbol gegen den heidnischen, sprich: kommunistischen Osten an. Es stand unabhängig von der Konfession für den gemeinsamen religiösen Glauben. Damit wurde das Kreuz zum Heilszeichen, zum Schutzsymbol des christlichen Abendlandes vor dem kommunistischen Neuheidentum und der slawischen Gefahr. Darüber hinaus zeichnete es sich durch weitere Bedeutungsmöglichkeiten aus. Man konnte es auch als Gedenkkreuz sehen, nämlich zunächst für die Opfer von Flucht und Vertreibung und dann für die verlorene Heimat. Damit wurde ein ursprünglich religiöses Symbol in einen weitgehend profanen Bedeutungszusammenhang gesetzt und war damit auch politisch instrumentalisierbar.
Einen Tag nach der ersten medialen Präsentation der Mahnmalidee schob die „Harzburger Zeitung“ weitere Argumente zur Legitimation des Kreuzes nach (Das hohe Kreuz, HZ, 16.5.1950). Allein schon die Abbildung des Werbeplakats des aus Sachsen stammenden Harzburger Grafikers Rolf Bajohr (1915-1988) zog den Blick der Leserschaft mächtig an. Über dem Schriftzug „Das Kreuz des deutschen Ostens“ stand ein Kreuz mit den Jahreszahlen 1945 und 1950, das seinen Schatten auf eine Karte des östlichen Deutschlands in den Grenzen von 1937 mit den darüber gelegten neuen Grenzziehungen warf. Der Artikel betonte, dass man im Osten das Kreuz sähe und dadurch spüre, dass man nicht vergessen sei. Aber auch in den Westen sollte das Kreuz seinen mahnenden Schatten werfen. „Das Kreuz ist kein Schwert, kein trutziges Symbol, sondern das Zeichen einer sanften Gewalt (Hervorh. im Orig.). Hier wird die Kraft des Geistes und der Herzen aufgerufen. Es kann zum Kristallisationspunkt des gesunden Lebenswillens unseres Volkes werden.“
Sowohl die Zeichnung als auch das Zitat sind im Rahmen der christlichen Abendland-Ideologie zu verstehen. Die Zeichnung erinnert an die Erscheinung, die Konstantin der Große vor der Schlacht an der Milvischen Brücke 312 n. Chr. gehabt haben soll. Sein späterer Hoftheologe und Bischof Eusebius von Caesarea berichtete in der „Vita Constantini“ von einem Kreuz mit der Inschrift „Hierdurch siege!“, das Konstantin über der Sonne gesehen habe (Brandt 2007, 53-59; vgl. auch Herrmann-Große 2007, 48-57).5 Daraus wurde später das Populärere „In diesem Zeichen wirst du siegen“ („In hoc signo vinces“). Dieses angebliche Ereignis bildete einen wesentlichen Topos der Abendland-Ideologie, die das Kreuz als Schlachtzeichen verstand (Faber 2002, 30). Mit Konstantin begann das „konstantinische Zeitalter“, das unter imperialem Vorzeichen die Einheit von Kirche und Staat meinte. Obwohl das Zeitalter 1950 längst abgelaufen war, wurde in der restaurativen Adenauer-Ära seine Wiederbelebung versucht.
Gerade in der Renaissance (vgl. auch Raffaels Gemälde „Die Vision des Konstantin“ 1520–25) und dem anschließenden 17. Jahrhundert (vgl. Peter Paul Rubens’ Konstantin-Geschichte mit ihren sieben Entwürfen zu Tapisserien, 1622–1623) haben sich zahlreiche Maler mit der Erscheinung und dem Leben Konstantins auseinandergesetzt; das dürfte auch dem Grafiker Bajohr bekannt gewesen sein. Der hatte bei dem Plakat nur die Blickrichtung gewechselt: Statt von der Erde in Richtung Sonne schauend hatte er seine Grafik mit der Blickrichtung vom Himmel auf die Erde angelegt. Daher fiel der Schatten des Kreuzes auf die DDR und auf das zu Polen und der Sowjetunion gekommene ehemalige Ostdeutschland. Das Kreuz sollte als Siegeszeichen, als Zeichen der sanften Gewalt vom einigen deutschen Volk verstanden werden. In den visionären Kontext reihte sich auch die Illuminierung ein, die das Kreuz in den ersten Jahren nachts hell erstrahlen ließ: ein erleuchtetes Kreuzzeichen in der Höhe. Ein willkommener Nebeneffekt war, dass das Kreuz so nachts noch stärker als am Tage sichtbar war.

Wegen des Plakats hatte es im Umfeld des ZvD-Kreisvorstandes Auseinandersetzungen gegeben. In einem Protokoll wurden „Schwierigkeiten von Sudetenseite“ vermerkt, wohl deshalb weil der „Sudetengau“ auf dem Plakat (und auf den Plaketten) keinen Niederschlag gefunden hatte (Z.v.D. Amtsbezirk Bad Harzburg. Sitzung der Vorstände 25.5.50, KddtO I, 35). Entgegen der Abbildung in der „Harzburger Zeitung“ präsentierte die „Hannoversche Presse“ aus einer Einladungskarte eine andere Zeichnung, nämlich „die Karte Adolf Hitlers – ohne Korridor und mit Sudetenland“ (Jetzt hat Bad Harzburg sein Kreuz, Hannoversche Presse, 24.5.1950). Trotz des hämischen Untertons im Artikel der SPD-nahen Zeitung muss angesichts der Bestrebungen von „Sudetenseite“ davon ausgegangen werden, dass auch eine solche Grafik existierte und es sich nicht um eine retuschierte Karte gehandelt hat. Unabhängig davon macht die Angelegenheit deutlich, dass es unter den Vertriebenen eine aktive Gruppe gab, die im Osten eine Wiederherstellung der Grenzen des Großdeutschen Reiches wie im Zweiten Weltkrieg propagierte.
Die bisher verbreiteten Sinngebungen des Kreuzes waren nicht ausreichend, denn bald schon wurde – wohl aus der Feder eines Vertriebenen – eine prima vista persönliche und alltagsnahe Begründung nachgereicht. Sie hob zusätzlich das Kreuz als Stätte des Totengedenkens hervor (Vom anderen Sinn des Kreuzes, HZ, 24.5.1950). „Dies Kreuz wird in den Menschen, die zu ihm kommen, nicht nur die Erinnerung an das verlorene Land wecken, sondern in gleich starkem Maße auch den Gedanken an die Angehörigen wachrufen, die der Heimatboden, von dem wir vertrieben wurden, deckt.“ Das Kreuz stehe für die Kreuze „auf den verlassenen, verödeten, ja zum Teil eingeebneten Friedhöfen des Ostlandes“ und für die Menschen, „die auf der Flucht starben, verkamen und irgendwo an unbekanntem Ort verscharrt wurden“. So hätte die Trauer der Hinterbliebenen, die keine Stätte zur Ehrung dieser Toten gewusst hätte, einen Platz gefunden. Damit werde das Kreuz zum „Kreuz der Namenlosen“, „von denen keine Kunde zu uns kam“. „Das Kreuz des deutschen Ostens wird unter diesem zwiefachen Gedanken stehen: Symbol für deutsches Land, auf das wir nie verzichten werden, und Erinnerungsstätte für unsere Toten, zu deren Ehren sich dies Kreuz aus dem Herzen Deutschlands heraus erheben soll.“
Es ist ein fester Bestandteil von Begräbnisbräuchen, im Gedenken an Tote auf deren Gräbern Kreuze aufzustellen. Diese Übung war sowohl bei Flüchtlingen als auch Einheimischen althergebrachte Praxis. Infolge von Flucht und Vertreibung war es den Hinterbliebenen nicht mehr möglich, an den Gräbern der Toten zu gedenken, die in der früheren Heimat ruhten oder unterwegs verstorben waren. Mangels „echter“ Gräber suchten so manche Vertriebene Ersatz. So schmückten sie an Allerseelen aufgelassene Gräber mit Blumen und Kerzen, das allgemeine Friedhofskreuz oder gar Feldkreuze; auch wurden Kerzen in einer Notunterkunft aufgestellt (Hanika 1957, 123f.).6 Hieraus entwickelte sich die Errichtung von Gruppenkreuzen auf den Friedhöfen der Zuzugsgebiete. Ab Ende der 1940er Jahre wurden dort zahlreiche große “Heimatkreuze” aufgestellt, damit die Vertriebenen einen Ort hatten, an dem sie kollektiv ihrer Verstorbenen gedenken konnten. Die Kreuze trugen Inschriften wie z.B. „Den Toten der Heimat“ (Hauptfriedhof Freiburg im Breisgau, errichtet 30. Oktober 1949 [Retterath 2005, bes. 89-94], oder Friedhof Aalen, errichtet Oktober 1950 [Bund der Vertriebenen Baden-Württemberg o.J.]).7 An diesen Kreuzen gedachte man besonders im Trauermonat November der Toten. Während das Gedenken am katholischen Allerseelen-Tag konfessioneller Praxis entsprach, war das am Volkstrauertag stark weltlich ausgerichtet. Mit diesen Kreuzen zeigten die Flüchtlinge ferner ihre Präsenz auf den Friedhöfen, die ihnen mancherorts in den ersten Nachkriegsjahren bestritten wurde. Das gemeinsame Totengedenken trug wesentlich dazu bei, dass sich Vertriebene als Gruppe erfuhren. Außerdem entstand eine neue Form der Gedächtnisfeier, denn schon auf den Friedhöfen verband sich mit dem Totengedenken das Heimatgedenken. Auf den ersten Blick war der „Sprung“ von diesen großen Friedhofskreuzen zu großen Landschaftskreuzen nicht allzu groß. Bei einer näheren Untersuchung wird jedoch klar: Was bei großen Friedhofsgedenk­kreuzen noch der privaten Trauer zuzuordnen war, bedeutete mit der Übertragung solcher Gedenkkreuze über die Friedhofsmauern hinaus in die freie Landschaft eine offensichtliche Politisierung. Bei Totenfeiern auf den Friedhöfen standen Besinnung und Gedenken im Vordergrund; an Landschaftskreuzen dominierten jedoch Begegnung und Massenveran­staltungen, deren Ziel die Propaganda war. Die Landschaftskreuze wurden so zu einer gesellschaftspolitischen Angelegenheit, wobei man die private Trauer und deren Rituale für die den Kreuzen immanenten Ideen zu nutzen wusste. Mit dem Harzburger Kreuzmahnmal wurde die Sicht der Vertriebenen als Opfer gesellschaftlich verankert und über den Schwur, die Heimat nie aufzugeben, ging es über die Rückkehrforderung hinaus auch um die Revision der Nachkriegsgrenzen.
Mit der Wahl des Platzes auf den Uhlenklippen wurde das Kreuzsymbol nicht nur aus dem religiösen Raum in den säkularen gerückt. Unter Rückgriff auf Vorbilder aus der Romantik sollte es seine Botschaft weit über seinen Standort hinaus ausstrahlen. Von der Ästhetik her erinnert das „Kreuz des deutschen Ostens“ an Caspar David Friedrichs Gemälde von 1808 „Das Kreuz im Gebirge“, auch bekannt als „Tetschener Altar“. Mit diesem Bild versuchte Friedrich die Ubiquität des Göttlichen aufzuzeigen. Der Bezug auf Friedrich als den Maler der deutschen Romantik ist nicht weit hergeholt. Friedrich hat nicht nur 1812 nochmals ein Kreuz im Gebirge gemalt, sondern auch 1823 ein Gedenkkreuz aus dem Harz abgebildet. Es handelt sich um das Eisenkreuz auf dem Ilsestein, das 1814 unweit des späteren „Kreuzes des deutschen Ostens“ nach der Schlacht von Möckern im Gedenken an Gefallene der „Befreiungs­kriege“ angebracht worden war. Besaß „Das Kreuz im Gebirge“ neben religiösen auch profane Bezüge, so dominierten letztere beim Kreuz auf dem Ilsestein. Und wie das Säkulare – und genauer: das Politische – das Harzburger Kreuz auszeichnete, so sollte mit ihm die Ubiquität des politischen Selb­st­verständnisses und der Forderungen der Vertriebenenorganisationen erreicht werden.

Abb. 3: Kreuz des deutschen Ostens vom Harz­burger Butterberg aus gesehen; Verlag: Schöning & Co., Lübeck, Nr. Har 144/1
Gerade bei Denkmalen auf Anhöhen muss der aktive und der passive Aspekt beachtet werden. Wegen des erhöhten Standortes und seiner eigenen Größe konnte es zum einen von weit her gesehen werden und es kam ihm wegen des Himmels als  dominierendem Hintergrund zusätzlich eine bedeutungsverstärkende Erhabenheit zu. Zum anderen hatten Besucher von der Anhöhe einen weiten Blick über die Grenze in „den Osten“ hinein. Mit dieser Blickrichtung wurde sinnfällig an die Ideologien vom christlichen Abendland samt Antikommunismus und Antislawismus appelliert und so die Zielsetzungen des Denkmals unterstrichen.
Darüber hinaus hatten die Vertriebenen mit den Uhlenklippen bewusst eines der „Wahrzeichen“ Bad Harzburgs okkupiert. Wohl eher auf Großkreuze auf Friedhöfen bezogen hatte der Volkskundler Josef Hanika in pathetischer Diktion angemerkt: „Diese Flüchtlingskreuze und Mahnmale entspringen der Sehnsucht der Heimatlosen nach neuen Kultstätten, sie bedeuten ein erstes Wurzelschlagen in der Landschaft.“ (Hanika 1957, 124). Diese „Beschlagnahme“ von Plätzen in der Landschaft ist als der Versuch einer erweiterten Beheimatung anzusehen. Heimat verstehe ich analog zu Ina Maria Greverus als Identitäts- und Aktionsraum (Greverus 1979, 193). Beheimatung betrifft eine Vielzahl von miteinander verwobenen, schlecht abgrenzbaren Feldern wie z.B. Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und deren kulturelle Überformung. Unter die zahlreichen Beheimatungsstrategien lassen sich auch die Denkmalsetzungen subsumieren. Diese kulturelle Praxis zielt auf die Aneignung und Gestaltung der neuen Umwelt (Greverus 1979, 182-198, bes. 194).8 Wegen des starken Bezugs auf die vergangene Heimat ist diese Strategie nicht frei von Widersprüchen. Die alte Heimat soll in etwas hinübergerettet werden, das noch nicht neue Heimat geworden ist oder erst nach jahrzehntelanger Verzögerung neue Heimat werden würde.
Während das Kreuz mit den Jahren für einen immer größer werdenden Teil der Vertriebenen auch als Beheimatungssymbol zu werten ist, trifft dies nicht auf deren Organisationen zu, die wegen der Rückkehrforderung die dauerhafte Beheimatung  jahrzehntelang ablehnten. Mit der „Beschlagnahme“ der Landschaft ging es den Vertriebenen­verbänden darum, das „gesamtdeutsche Bewusstsein“ der einheimischen Bevölkerung zu formen. Wer dagegen protestierte, riskierte als schlechter Deutscher oder „Verzichtler“ attackiert zu werden. Durch den prominenten Standort konnten diese beiden unterschiedlichen Botschaften des Mahnmals wesentlich besser transportiert und verbreitet werden.
Neben dem Standplatz weist auch der Kreuzsockel Gemeinsamkeiten mit der Kriegsgräber- und Kriegerdenkmaltradition auf. Fasst man den Begriff des Sockels weiter, so bestand er in Bad Harzburg aus einem natürlich gewachsenen Granitfelsen und aufgemauerten behauenen Granitsteinen, die gleichzeitig die Halterung für das Kreuz bildeten. Es war kein Zufall, dass der Sockel aus Granit bestand. Granit gilt bei Denkmalen als Symbol der Dauer und Ewigkeit (Reuße 1995, 222–227).9 Ästhetisch steht er für Schwere, Dauer­haftigkeit und Unverrückbarkeit. Seit dem frühen 19. Jahrhundert wurde Granit als vaterländisches Gestein für zahlreiche Denkmäler verwandt. Daher ist die Verbindung zu Kriegerdenkmalen nicht verwunderlich: „Aus der Ikonographie der Kriegerdenkmäler nach 1918 ist der Granitmonolith nicht wegzudenken, sondern wird vielmehr in unterschiedlicher Form zum zentralen Thema der Denkmäler.“ (Tietz 1999, 108). Laut Tietz bevorzugte man gern schwere Steine. Neben der Gesteinsart ist noch ein weiterer Fakt nicht unerheblich. Indem das Kreuz am Standort auf einer Art doppeltem Sockel stand, wurde seine Höhe von 20,5 m auf 26 m gesteigert. Damit wirkte es auch am Platz auf seine Besucher erhaben und beeindruckte sie durch seine Höhe.
Das aus zwölf Lärchen-Vierkanthölzern bestehende Kreuz wies auf dem Querbalken  die Jahreszahlen 1945 und 1950 auf; auf dem rechten Kreuzesarm wurde ein Platz für eine dritte Jahreszahl freigehalten (Das Kreuz des deutschen Ostens wird leuchten…, Das Ostpreußenblatt, 1950, 177). Das Material Holz war den geringen Kosten und der schnellen Denkmalerrichtung geschuldet. Lärchenholz ist ein typisches Bauholz und unter den Nadelnutzhölzern die härteste und schwerste Holzart, wenn auch Laubnutzhölzer noch härter, aber auch teurer sind. Zur Symbolsprache der Lärche findet sich kaum etwas in der Literatur und auch die Kreuzesinitiatoren schwiegen sich dazu aus.10 Die Jahreszahl 1945 auf dem Querbalken des Kreuzes rekurrierte auf die Zerstückelung des Deutschen Reiches und das Symboljahr für Flucht und Vertreibung. Die Zahl 1950 meinte das Jahr der Aufstellung. Der freie Platz für eine noch einzufügende Jahreszahl ließ so manche Interpretations­möglichkeit offen. Wenn auch Kettmann in einer Presseinformation damit die Rückkehr in die alte Heimat meinte (Unterlagen für die Presse, KddtO I, 24f.)11, so waren dem wenig informierten Besucher mehrere Deutungen möglich, wie etwa das Jahr der Wieder­vereinigung, wie 24 Jahre später die „Harzburger Zeitung“ schrieb (Feierstunde zum „Tag der deutschen Einheit“, HZ, 18.6.1974). Jedenfalls galt die fehlende Zahl als stete Mahnung, am Erreichen der Ziele der Denkmalerrichtung mitzuwirken.
Als „Hauptbeteiligte“ an der Mahnmalerrichtung wurden zuerst Franz Kettmann (Anhalt) und dann Edelhard Rock (Schlesien) genannt: Kettmann als 1. Vorsitzender des ZvD Bad Harzburg und Rock als Vorsitzender des Kreisverbandes Wolfenbüttel des ZvD (Unterlagen für die Presse, KddtO I, 24). Damit war das Mahnmal nicht nur eine Angelegenheit des lokalen ZvD, sondern auch des Kreisverbandes, was die Unterstützerbasis verbreiterte. Indem Kettmann als „Der Träger des Gedankens und Leiter der Durchführungsarbeiten“ bezeichnet wurde und möglicher Weise sich selbst so tituliert hat, ist er eindeutig als die Hauptperson anzusehen bzw. wollte auch so gesehen werden. Der in Landeshut/Schlesien geborene Rock (1908–1985) war vor 1933 bereits im zentrumsnahen christlichen Pressebereich aktiv gewesen. Nach der sowjetischen Kriegsgefangenschaft hatte er seine Familie im Wolfenbütteler Raum wiedergefunden, war 1947 der CDU beigetreten und hatte 1950 die spätere Union der Vertriebenen und Flüchtlinge in der CDU mitgegründet. Auch war er von 1948 bis 1972 Mitglied des Wolfenbütteler Kreistages (Schumacher o.J., 1018). Rock gehörte die Grenzland-Druckerei samt Verlag in Groß-Denkte bei Wolfenbüttel, wo verschiedene Vertriebenen-Heimatblätter erschienen. Damit verfügte man über eine wichtige Propagandabasis.
Der Entwurf für das Kreuz stammte von dem Architekten Christian Nordmann (Schlesien), der in Bad Harzburg zusammen mit Hermann Nordmann ein Architektur- und Ingenieursbüro betrieb (Kuhne 1978, 5).12 Gustav Brand (Wartheland) war als „Architekt und Bauausführer“ tätig. Heinz Latten (Ostbrandenburg) war als Forstmeister im Forstamt I Bad Harzburg für den Standort zuständig. Der Holzschnitzer Rolf Bajohr (Sachsen) entwarf nicht nur das Plakat, sondern auch die Wappen. Alle genannten Personen kamen aus der Gruppe der Vertriebenen bzw. aus Gebieten, die nun in der DDR und Polen lagen, so dass das Mahnmal der Öffentlichkeit als Produkt der Vertriebenen vorgestellt werden konnte. Hier schimmerte nicht nur das Konzept der „völkischen Selbsthilfe“ durch, sondern auch die Präsentation dieses Personenkreises als „Deutscheste aller Deutschen“ war der „völkischen Schutzarbeit“ und ihrem Bild der Auslanddeutschen entlehnt.
Noch vor der Aufstellung geriet das Kreuz in die Kritik, weshalb Kettmann sich auf einem Briefbogen des ZvD in einem offenen Brief an die Presse wandte (Offener Brief an die Presse, ZvD Bad Harzburg, vom 13.6.1950, KddtO I, 145f.; vgl. auch Offener Brief an die Presse, HZ, 15.6.1950). Auf den Einwand, dass das Mahnmal „die endgültige Abschreibung der Heimat im Osten“ dokumentiere, entgegnete Kettmann, „dass die Jahreszahlen 1945, 1950 und mit dem Offenlassen des Jahres der endgültigen Rückkehr in die Heimat schon in der äußeren Form das Gegenteil zum Ausdruck bringt.“ Dabei bezeichnete er das Kreuzdenkmal explizit als „Mahnmal“. „Der Begriff ‚Mahnmal’ ist die eindringlichste Form, rein optisch für Tausende, die dieses Kreuz erblicken werden, den Gedanken der gesamtdeutschen Frage und die damit unlösbar verbundenen Ostgebiete niemals ausser Acht zu lassen“.  Den Vorwurf, die Kreuzform sei „das Zeichen des Todes“ und stehe für einen endgültigen Abschluss, kehrte er um. Er sehe im Kreuzzeichen „das Zeichen der Wiederau­ferstehung und der höchsten Ebene menschlichen Denkens überhaupt“. Zudem sei es „zum Sinnbild der abendländischen Kultur geworden“. Weiter betonte er, dass das Kreuz nicht den Riß zwischen Ost und West vertiefe, da die Menschen in der Ost- und den Westzonen „nahezu 100 %ig“ den Fall der Zonengrenzen wünschten. Das Mahnmal verkörpere „den heißen Wunsch aller Deutschen […], dass uns gerade diese Siegermächte [die die Abkommen von Jalta und Potsdam geschlossen hatten, Anm. des Verf.] einen wahren Frieden bescheren mögen, der die trennenden Grenzen und Begriffe einer dunklen Vergangenheit angehören lassen möge.“ Als „völlig haltlos“ bezeichnete er die Behauptung, dass „der Russe“ „furchtbare Rache“ an den Harzburger Bürgern für die Kreuzerrichtung nehmen werde.
Dann versuchte Kettmann „das stärkste Argument der Kritik“ zu entkräften. Entgegen den behaupteten Kosten von 40.000 bis 200.000 DM dürften sie sich nach den derzeitigen Unterlagen etwa um 10.000 DM bewegen. Darüber hinaus hoffte der ZvD, dass man den Einnahmeüberschuss „zur Schaffung eines Hauses für Kriegerwitwen und -waisen“ verwenden könne. Beim letzten Kritikpunkt, dem zu frühen Zeitpunkt der Mahnmalerrichtung, konterte Kettmann unter Verweis auf die Anerkennung der Oder-Neisse-Linie durch die DDR, dass der Zeitpunkt eigentlich viel zu spät gewählt sei. Abschließend hieß es: „Das Kreuz des deutschen Ostens ist gedacht als eine Mahnung an Deutschland und die Welt, den wahren Frieden auf der Ebene christlicher Weltanschauung und abendländischer Kultur uns und damit der Welt nach dem furchtbaren Geschehen der letzten 12 Jahre zu schenken.“
Der Offene Brief war vor allem eine Reaktion auf die Kritik der Harzburger SPD, die auf der Ortsvereinssitzung vom 19. Juni geäußert worden war (Stellungnahme zum Mahnmal, HZ, 20.6.1950). Dort wurden nicht nur Zeitpunkt, Platz und Kostenaufwand hinterfragt. Die SPD bejahte „eine Erinnerungsstätte für die ostdeutsche Heimat und die Toten in der ostdeutschen Heimat in jedem Dorf und in jeder Stadt“, dies jedoch als „Stätte der stillen Besinnung“ und nicht als Sammelpunkt von Kundgebungen, denen „Massenbetrieb und Geschäftsinteresse“ anhafte. Die jetzige Generation werde ohnehin die ostdeutsche Heimat nicht vergessen. Keine Mahnmal-Aktion entbinde von der Verpflichtung, „den Vertriebenen hier eine neue Heimat zu schaffen und sie als Heimatberechtigte zu behandeln“. Die Initiatoren bezweckten mit dem Mahnmal keinen Platz der Besinnung an die Tragödie der NS-Zeit und ihre Folgen, „sondern die Errichtung des Mahnmals in den bombastischen Ausmaßen hart an der Zonengrenze“ als „Akt politischer Propaganda“. Die SPD wandte sich dagegen, „mit den echten Heimatgefühlen unserer Vertriebenen Propaganda zu machen, besonders dann, wenn man sich nicht scheut, sich hierbei des christlichen Kreuzes zu bedienen“. Organisierte Trauerkundgebungen verquickt mit „Geschäftsinteresse und dem selbstgefälligen Ehrgeiz einiger Schönredner“ lehne sie ab.
Die von der SPD eingeforderte Unterstützung bei der Schaffung einer neuen Heimat verdeutlicht, wie stark die Denkmalinitiatoren soziale Belange hintan und die Rückkehr­forderung in den Vordergrund stellten. Ferner sollte die Betonung des Mahnmal-Charakters die Mitwirkung bei der Denkmalaufstellung zu einer moralischen Pflicht machen und den Ernst und die Intensität der Forderungen unterstreichen. Damit musste Kritik als „Versündigung“ an der Denkmalsidee und den Vertriebenen aufgefasst werden. Kettmann erklärte in seinen Ausführungen das Kreuz als Hoffnungs- und Siegeszeichen zu dem Symbol der abendländischen Kultur, was Einwände bezüglich der Denkmalform zerstreuen sollte. Ohne jegliche Einschränkungen gab er vor, für alle Deutschen zu sprechen. Auch stellte er die Deutschen pauschal als Opfer hin, denen die Siegermächte „den wahren Frieden“ verweigern würden. Die Angst vor „dem Russen“ – wenn auch angesichts der zahlreichen Übergriffe besonders in den letzten Kriegsmonaten und dem Bestreben von 1945, die Zonengrenze mitten durch Bad Harzburg laufen zu lassen (Rohkamm 1976, 123f.), nicht ganz irreal – war das Ergebnis eines der Abendland-Ideologie immanenten rigiden Antikommunismus und Antislawismus. Verstärkt durch die Harzburger Grenzlage bewirkte dies ein Lebensgefühl, das Albrecht Lehmann (1991, 230) treffend skizziert: „Die Zonengrenze, eine Markierungslinie zwischen Schatten- und Lichtreich. An der Grenzlinie stießen Christentum und Atheismus durch ein schmales Niemandsland getrennt aufeinander. Die verlassene Heimat der Flüchtlinge lag in der manichäischen Weltsicht der 1950er Jahre allemal in der feindlichen und unwirtlichen Region des Kommunismus, in der Kälte des Ostens.“ Der bevorstehenden Denkmalaufstellung waren Gerüchte über einen angeblichen Vergeltungs­schlag höchst abträglich und mussten pariert werden. Die Kritik an der Kostenhöhe verwundert angesichts des überschnellen Vorgehens nicht. Wegen der sozialen Nöte vieler Restfamilien machte es sich gut, als Gegenargument die Schaffung eines Witwen- und Waisenheimes in Aussicht zu stellen. Mit der Gegenbehauptung, dass der Zeitpunkt der Mahnmalerrichtung eher schon zu spät sei, unterstrich Kettmann die Dringlichkeit des Vorhabens. Die abschließende Interpretation des Kreuzes als Mahnzeichen an Deutschland und die Welt stellte Täter und Opfer auf eine Stufe, ging mit keinem Wort auf den Urheber des Zweiten Weltkriegs und seiner Folgen ein und stellte mittels der Ideologie des christlichen Abendlandes an „die Welt“ Wiedergutmachungsforderungen.
Wenn auch die SPD die Grundintension billigte, so trat sie für eine „stille Besinnung“ an den dafür vorgesehen Plätzen vor Ort ein, was mehr auf eine individuelle denn eine kollektive Trauer verweist. Der Besinnung waren laute Großkundgebungen – erst recht gekoppelt mit Geschäftsabsichten – nicht dienlich. Ferner stellte die Partei die erhoffte Wirkung infrage, da die Erlebnisgeneration ohnehin nicht so schnell vergessen werde. Indirekt kritisierte die SPD das Mahnmal als Placebo, und forderte vielmehr die Beachtung der sozialen Nöte der Vertriebenen ein. Neben der Anprangerung der fehlenden Auseinandersetzung mit der NS-Zeit sahen die Sozialdemokraten im Mahnmalbau unmittelbar an der Grenze vor allem einen Propagandaakt. Hier stießen zwei unterschiedliche Politikkonzepte aufeinander: die Westbindung der CDU als Bonner Regierungspartei und gesamtdeutsche Orientierung der SPD, die in der Westbindung ein Hindernis zur Wiedervereinigung Deutschlands sah. Abschließend warnte die Harzburger SPD vor einer Instrumentalisierung der „Heimat­gefühle“ und des „christlichen Kreuzes“.
Der sagen- und legendensüchtigen Nachkriegszeit (vgl. Lehmann 1991, 229) kam die relativ ausführliche Schilderung eines zunächst unscheinbaren Ereignisses in Kettmanns undatierter Presseinformation entgegen: „Als schönes Vorzeichen für den friedlichen Sinn des Mahnmals begab sich am 19. 6. folgender, von mehr als 20 Zeugen beobachteter Vorfall: Als das Kreuz vor der Aufrichtung in die Gabel des Sockels eingelassen war und dort vernietet wurde, kam, ungestört von den arbeitenden Männern, ein weisser Vogel von Westen her, umkreiste die Klippe und setzte sich auf den Stamm des Kreuzes. Die Werkleute unterbrachen die Arbeit: es war eine weisse Brieftaube, die ohne Scheu näherkam und vertraut war. Als sie aufstieg, um weiterzufliegen, kreiste sie nochmals über dem Kreuz und zog über die Grenze ab nach Osten.“ (Unterlagen für die Presse, KddtO I, 24f., 23).
Zentral ist weniger der Wahrheitsgehalt der Erzählung, sondern die Bedeutungsaufladung und die Integration eines beliebigen Ereignisses in die künftige Narration des Kreuzes. Wie bei der Vision Konstantins wurde in christlich-mythologischer Weise an überlieferte Formen von Erscheinungen im Vorfeld wichtiger Ereignisse angeknüpft. So wurde dem Kreuz nicht nur eine mystische Aura verliehen, sondern vor allem die Begebenheit als zustimmendes Zeichen des Himmels gedeutet, womit die irdischen Widerstände für nichtig erklärt werden konnten. Mit dem Friedenssymbol „weiße Taube“ (zu Taube vgl. Bies 2008) sollte das Kreuz als Kreuz des Friedens präsentiert werden – und zwar noch vor dem Abschluss der Aufstellung. Die Furchtlosigkeit des sonst eher furchtsamen Vogels sollte die Friedfertigkeit des Vorhabens und ihrer Initiatoren signalisieren, und der Weiterflug nach Osten die wichtigste Verbreitungsrichtung der angeblich friedlichen Botschaft des Kreuzes verdeutlichen.
Tatsächlich wurde durch die Presseinformation die Ausdeutung des Vorkommnisses angestoßen. Unter der Überschrift „Gutes Vorzeichen?“ malte die „Harzburger Zeitung“ am 22. Juni 1950 die Episode weiter aus, wobei der Weiterflug nach Osten im gesperrten Druck hervorgehoben wurde. Die Taube habe als Friedenssymbol durch ihre Berührung den „friedlichen Sinn“ des Kreuzes unterstrichen. Die Zeitung hoffte, dass das Ereignis „ein glückhaftes Zeichen“ sein möge, und ein Ausdruck dafür, dass das Kreuz als „Kreuz des Friedens“ friedlichen, versöhnlichen Zwecken dienen sollte. Wenn auch die Überschrift als Frage formuliert war, so gab der Artikelinhalt letztlich eine bejahende Antwort. Weiteren Auftrieb erlangte die Geschichte, als wenige Tage später wieder eine Taube auf dem Kreuz rastete (Die Taube war wieder da, HZ, 24.6.1950). Die „Harzburger Zeitung“ griff das auf: Die Taube sei aus östlicher Richtung wieder gekommen. Nicht zuletzt wegen des städtischen Streits hieß es weiter, dass das „Kreuz des Friedens“ sehr wohl einen solchen Schutzpatron brauchen könne. Generell lassen sich aus der Erzählung von der Taube die unterdrückten Differenzen und kritischen Einstellungen zu der Denkmalerrichtung im Raum Bad Harzburg herauslesen. Viele Menschen sahen in der Mahnmalsetzung einen politischen Affront, der unkalkulierbare Reaktionen „des Russen“ weit über eine Verschärfung der Grenzsituation hinaus zur Folge haben könnte. Darauf galt es zu reagieren, indem die Friedfertigkeit des Denkmals mit einer wundersamen Begebenheit unterstrichen wurde. Zudem richtete sich diese Narration nicht nur an die Kritiker der Ideologie vom christlichen Abendland, sondern auch an ihre Anhänger, um deren Selbstbild zu festigen, zu dem die Friedfertigkeit zählte.

Die Einweihungsfeier – geprägt von NS-Festkultur und dem „Volkstumskampf“ der Zwischenkriegszeit

Durchmischt mit viel nationalem Pathos wurde die Einweihung am 24. Juni 1950 in Szene gesetzt. Schon zu Monatsanfang hatten Fuhrleute in Alt-Harzer Tracht in feierlicher Form den Transport der Holzstämme mit geschmücktem Fuhrwerk aus dem grenznahen Schimmerwald zum Sägewerk besorgt. Neben folkloristischen Elementen wurden auch andere Werbemaß­nahmen zur massenhaften Besuchermobilisierung verwandt. Vieles erinnert an die Propaganda für das Tannenberg-Denkmal (zur Sternfahrt Traba 2010, 398; zur Briefmarke Grenz 1977, 319; usw.). Alle deutschen Motorsport-Verbände wurden angeschrieben und zu einer Sternfahrt eingeladen. Außer für die Sternfahrt wurde auch eine gesonderte Plakette für die normalen Festbesucher entwickelt. Kinder wurden mittels Auslobung eines Preises für die meist verkauften Plaketten zu emsiger Mitwirkung animiert. Auch eine Ansichtskarte mit Sonderstempel wurde gedruckt (Retterath 2012 i.V.). Die Ausgabe einer Sonderbriefmarke scheiterte jedoch. Vor allem aber wurde die Presse – wie oben gezeigt – mit ausführlichen Informationen zu Sinn und Zweck sowie der Aufstellung des Kreuzes in die Werbung einbezogen.
Laut Lokalzeitung fanden sich am frühen Abend über 20.000 Besucher auf der Festwiese an der Fritz-König-Straße ein (Bekenntnis zu Heimat und Frieden, HZ, 26.6.1950). Sie war geschmückt mit den Fahnen der BRD und der verlorenen Ostgebiete; gegenüber einer großen Tribüne mit den Ehrengästen stand das Rednerpult zwischen zwei Feuerpylonen. Um 20.00 Uhr begann die Feier mit der Begrüßung der Gäste durch Edelhard Rock. Vertreter aus der „Ostzone“ hätten ihm gegenüber ihre Freude ausgedrückt, dass die Vertriebenen das getan hätten, was die Bundesregierung im Augenblick noch nicht hätte tun können. Diese Worte deutete er als ein Zeichen für die Berechtigung des Mahnmals. Dann folgten nach dem Choral „Lobe den Herrn“ die Ansprachen zweier Geistlicher. Der evangelische Landesbischof Martin Erdmann (Wolfenbüttel) betonte, dass vor Gott keiner ungestraft bleibe, „der den anderen seiner Heimat als des großen Geschenkes Gottes beraube“. Nachdem der Chor Händels „Herr, auf dich steht mein Hoffen“ gesungen hatte, sprach der katholische Geistliche Rat Siegfried Schultheiß (Fulda). Das Kreuz sei kein Zeichen der Rache und des Hasses, sondern der Liebe. Er bat Gott, “den Weg in die Heimat frei zumachen und indes die Vertriebenen hier Heimat finden zu lassen“. Mit dem Tedeum („Großer Gott, wir loben dich“) klang der konfessionelle Teil der Veranstaltung aus.
Rock gab sich nicht nur als Sprachrohr der Deutschen hinter der Grenze, sondern legitimierte mit Verweis auf sie das Kreuzdenkmal. Während der evangelische Geistliche von einem rächenden Gott ausging und den Gegnern Strafe androhte, stimmte der katholische Vertreter versöhnliche Töne an und mahnte Hilfe für die Vertriebenen an. Die drei Kirchenlieder sind bekannte Lob- und Dankgesänge und wie wenige überkonfessioneller Art. „Lobe den Herrn“ (Text: Joachim Neander 1680) wurde 1725 von Johann Sebastian Bach komponiert. „Herr, auf dich steht mein Hoffen“ ist der Schlusschor aus dem Dettinger Tedeum, das Georg Friedrich Händel 1743 als Danklied für den Sieg in der Schlacht von Dettingen schrieb. „Großer Gott, wir loben dich“ ist als eines der bekanntesten Kirchenlieder katholischen Ursprungs. Wie das vorige Lied kann es auch als Bittgesang verstanden werden. Die Urform des Tedeums wird den antiken christlichen Kirchenvätern zugeschrieben. Die Funktion des Tedeums hat sich seit dem Mittelalter verselbständigt und wurde seitdem politisch und militärisch quer durch die Konfessionen herrschaftslegitimierend verwandt (Gerhards/Lurz 2009). Daher ist gerade dieses hochrangige Lied als Affirmation des Kreuzes und der Abendland-Ideologie zu sehen.
Während sich nach dem Tedeum die Prominenz in das „Goldene Buch des Kreuzes des Deutschen Ostens“ eintrug, erstrahlte plötzlich vom Festplatz aus gut sichtbar das Kreuz auf den Uhlenklippen im Lichte der Scheinwerfer und der Magnesiumbeleuchtung. Unter den Klängen – gesungen wurde anscheinend nicht – von „Deutschland, heiliges Wort“ zogen über 200 jugendliche Fackelträger auf. Dann wurden die Landsmannschaften von dem ehemaligen Sprecher des Königsberger Rundfunks, Eberhard Gieseler, aufgerufen. Er trug Sentenzen der jeweiligen Heimatdichter vor. Dazu passend traten junge Frauen aus einem Halbkreis heraus und übergaben ihm die jeweiligen Wappen, die anderntags am Kreuz aufgehängt werden sollten. Daraufhin wurde der Holzstoß als Sonnwendfeuer in der Mitte des Platzes entzündet. Nach einem Musikstück von Mozart wurde nun das Bundeslied von Hoffmann von Fallersleben gesungen. Dann geleiteten Fackelträger Bundesvertriebenenminister Hans Lukaschek über die Wiese zum Rednerpult.
Da „Goldene Bücher“ im Allgemeinen nur für Gemeinden und Städte üblich sind, wurde mit der Etablierung eines „Goldenen Buches“ das Mahnmal auf eine Ebene mit der Stadt Bad Harzburg gestellt. Zudem wurde mit den Eintragungen prominenter Personen die Bedeutung des Denkmals zusätzlich gesteigert. Die Verwendung des Sonnwendfeuers im nationalen Kontext zeichnete bereits die völkische Schutzarbeit vor dem Ersten Weltkrieg aus. Die Deutschnationalen im südlichen deutschsprachigen Raum hatten den Volksbrauch des Johannisfeuers aufgegriffen und unbekümmert vom Kontinuitätsproblem als germanisch-deutsches Fest uminterpretiert (Schmid 2009, 135-139).13 Nach 1900 verbreitete sich die Feier auch unter den Deutschnationalen im Reich. Die Sonnwendfeier wurde zum Symbol für Einheit und Treue. Sie war eine Art nationales Treuegelöbnis und wirkte durch die Emotionalität des nächtlichen Gemeinschaftserlebnisses. Gleichzeitig wurde der Brauchaspekt der Reinigung zur Abgrenzung gegen alles Undeutsche umgemünzt. 1934 machte die NS-Regierung mit dem Erlass zur Sonnwendfeier die Teilnahme für die Jugend zur Pflicht und trieb so die allgemeine Einübung voran (Kammer/Bartsch 2007, 237). Nach 1945 waren Sonnwendfeiern bei den Vertriebenenorganisationen für lange Jahre üblich. Eine inhaltliche Begründung dieser Feiern findet sich anlässlich der 10. Sonnwendfeier auf dem Lipperbruch durch den Ortsverband des BdV im Organ der Landsmannschaft Westpreußen (Sonnenwendfeuer auf dem Lipperbruch, Der Westpreuße, 15 [1963], Nr. 20, 20, mit Foto): „Im Laufe der Zeit seien die Sonnenwendfeiern immer mehr zu einem Bekenntnis zu Volk und Gemeinschaft (nach der Vertreibung zu Heimatrecht und Wiedervereinigung) geworden. Im Hinblick auf die willkürliche Teilung Deutschlands wie der alten Reichshauptstadt Berlin müsse dieses Bekenntnis von allen Deutschen immer wieder erneut vorgetragen werden, damit dereinst in einem freien Europa allen Deutschen das Heimatrecht werde.“ Wesentliche Elemente dieser Feier – wie auch anderer – waren Feuersprüche, Volkstänze und Heimatlieder. In Bad Harzburg war das Sonnwendfeuer von 1950 nichts Neues. So fand bereits am Abend des 18. Juni 1949 vor ca. 1.000 Vertriebenen eine Feier mit nahezu gleichem Ablauf wie Mitte 1950 statt (Lölhöffel 1983, 188f.). Nach einer Rede rief der aus Ostpreußen kommende Stadtflüchtlingsamtsleiter Erich von Lölhöffel die zehn Landsmann­schaften Bad Harzburgs auf, die je einen Spruch eines heimatlichen Dichters oder Denkers rezitierten. Zudem ließ Lölhöffel eine Feuerrede mit Sprüchen und einigen Sätzen hören. Angesichts dieser Beispiele zur Instrumentalisierung der Sonnwendfeuer kann wegen ihrer teilweisen „Entgermanisierung“ und der Verknüpfung mit Heimat- und Totengedenken keinesfalls von Entpolitisierung gesprochen werden, wie Josef Hanika (1957, 122) es tat.
Mit der Illuminierung der Einweihungsfeier und des Kreuzes wurde also ein aus faschistischen Zeiten bekanntes Festmuster zur Sakralisierung des Festes und des Kreuzes eingesetzt. Auch das Aufrufen deutscher Regionen im Sinne der völkischen Schutzarbeit bei öffentlichen Feiern war im Nationalsozialismus stark verbreitet, aber auch schon in der Jugendbewegung bekannt, wie etwa die Haydn-Feier deutscher Jugend aus Mitteleuropa in Eisenstadt im Juli 1932 belegt. 1950 fungierte als Sprecher kein Harzburger Vertriebener, sondern eine über Ostpreußen hinaus bekannte Rundfunkstimme. Der im Harz geborene Gieseler (1909–1977) war vor 1945 Oberspielleiter beim Königsberger Rundfunk gewesen und tourte um 1950 als Rezitator u.a. mit dem Aufruf der Landsmannschaften und Finckensteins Gedicht besonders durch Norddeutschland (Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1988; „Wir Ostpreußen“, 1.11.1949, 17; Ostdeutsche Heimatwoche in Hamburg, Das Ostpreußen­blatt, 5.5.1950, 92). Über seine Stilisierung als „Sprecher der Heimat“ hinaus besaß er die entsprechende Übung, um mit dem damals üblichen, unbedingte Aufmerksamkeit befehlenden Ton die Besucher in seinen Bann zu ziehen.
Die optische Inszenierung der Licht- und Feuerorgie wurde noch durch die akustische, nämlich Klänge des Lieds „Deutschland, heiliges Wort“, gedoppelt. Das in der NS-Zeit sehr beliebte Lied war von dem führenden NS-Autor und Königsberger Theaterdramaturgen Eberhard Wolfgang Möller (Hillesheim/Michael 1993) verfasst worden. Der Text erinnert an ein Gebet und die feierlich-pathetische Melodie von 1936 gleicht einem Kirchenlied. So kommt diese choralartige Hymne einem gesungenen Glaubensbekenntnis gleich und verleiht Deutschland eine gottgleiche Aura. Laut Programm sollte nun auch das NS-Lied „Flamme empor“ gesungen werden (Veranstaltungsfolge, HZ, 24.6.1950, Anzeigenteil), im Bericht der Lokalzeitung wurde es jedoch nicht erwähnt. Es handelt sich bei diesem Lied um ein Lied aus der frühen Kampfzeit der NS-Bewegung, das später zum offiziellen Feierlied der SS wurde. Die Sakralisierung des Feuers war das Thema vieler NS-Lieder, aber „Flamme empor“ diente als das Muster für Feuersprüche, Flammen- und Sonnwendlieder (Roth 1993, 90).14 Im Vergleich zu den NS-Bekenntnis- und Feierliedern erstaunt das Absingen des Bundesliedes, das Anfang 1849 gedichtet wurde und sich entsprechend den damaligen demokratischen Forderungen auf Deutschlands Freiheit und Einheit bezieht. Es handelt sich um ein Aufbruchslied, das zum gemeinsamen Handeln auffordert, was im Kontext von 1950 den Kampf um die Rückgewinnung der „Heimat“ meinte. Allein schon die Liedauswahl belegt, wie stark die Akteure der Festkultur der „völkischen Schutzarbeit“ und des National­sozialismus verhaftet waren. Der Einbezug der kirchlichen Lieder konnte dies nur höchst unzureichend verdecken.
Die Hauptrede der Feier hielt Bundesvertriebenenminister Hans Lukaschek, der vom Lokalblatt als Vertreter Bonns und als Vertriebener vorgestellt wurde. Lukaschek attackierte in seiner Rede den „ruchlosen, übrigens rechtlich völlig nichtigen Verzicht auf das Land hinter der Oder und Neisse“ und fügte an, das Selbiges auch für den „Sudetengau“ gelte, der vor einigen Tagen auch hätte verhandelt werden sollen. „Die Bundesregierung wird niemals verzichten, und dieses Niemals wird stehen, so lange es deutsche Menschen gibt!“ Die Wappen am Kreuz würden „die Erinnerung an unsere Heimat nach außen aufrecht erhalten, wie sie aus dem Herzen niemals gerissen werden kann“. Er hege die feste Zuversicht, dass dieses Kreuz an der Grenze, morgen mitten im Herzen Deutschlands stehen werde. Das Unrecht werde man im Zeichen des Kreuzes besiegen: „– In hoc signo vinces – ‚Unter diesem Zeichen werden wir siegen!’ Sieg aber in Liebe.“ (Hervorh. im Orig.). Das auf dem Platz brennende Feuer drücke die heiße Liebe und die nie erlöschende Sehnsucht nach der Heimat aus.
Der katholische Schlesier Lukaschek (1885–1960) eignete sich nicht nur als Mitglied der Bundesregierung für die Hauptansprache. Der Verwaltungsfachmann hatte zurzeit des Grenzkampfes in Schlesien den Schlesischen Ausschuss geleitet (1919–1921) und war 1933 als Mitglied der Zentrumspartei aus seinen Ämtern als Oberpräsident der preußischen Provinz Oberschlesien und Regierungspräsident von Oppeln entfernt worden (Hitze 2000). Somit diente er als erfahrener Grenzlandkämpfer, der nachweislich kein NSDAP-Mitglied gewesen war, als relativ unverdächtiges „Aushängeschild“. Mit seiner Rede reagierte Lukaschek auf die am 6. Juni 1950 erklärte Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze durch die DDR und den am 23. Juni 1950 erfolgten wechselseitigen Verzicht der DDR und der Tschechoslowakei auf Gebietsansprüche (Trutkowski 2011). Damit beanspruchte er außer den nun zu Polen gehörenden Gebieten auch das von 1918 bis 1938 zur Tschechoslowakei zählende Sudeten­gebiet für Deutschland. Mit seinen radikalen Worten zum Verzicht sanktionierte er jegliche Äußerung in Richtung Verzicht als „undeutsch“ und sprach diesen Personen indirekt die deutsche Volkszugehörigkeit ab. Die Wappen stellte er als Erinnerungsträger der von ihm hoch emotionalisierten „Heimat“ vor. Dann griff er die Konstantinische Vision auf und machte seiner Politik ihren Sinnspruch zueigen. Einmal mehr wurde so mit einer Kernsentenz der Ideologie vom christlichen Abendland die enge Verbindung zwischen Deutschlands Zukunft und dem Kreuzdenkmal herausgestrichen.
Neben Lukaschek wirkte die Anwesenheit Ernst Reuters als Besucherattraktion. Da er schon zurzeit der Blockade Westberlins durch die sowjetische Besatzungsmacht (Juni 1948 – Mai 1949) erfolgreich als Regierender Bürgermeister (West-)Berlins agiert hatte, war er zur Ikone des Widerstands gegen die Sowjets und den Kommunismus allgemein geworden. Es erstaunt jedoch, dass man ihn nicht reden ließ oder er nicht reden wollte.
Nach Lukascheks Rede übergab Kettmann mit einigen Sätzen das Kreuz in die Obhut des Landes Niedersachsen. Unabhängig von der Bemessung der Schuld der älteren Generation müsse man die unbeteiligte Jugend davon ausnehmen. Abschließend forderte er unter Verweis auf die Jugend einen verdienten gerechten „Frieden in ungeteilten Grenzen“. Auf Kettmann folgte die Ansprache des niedersächsischen Flüchtlingsministers Heinrich Albertz (Kurze Ansprache des Herrn Flüchtlingsministers Pastor Albertz, KddtO I, 10). Der gebürtige Breslauer hatte sich bis zur Übernahme des Ministeramtes als evangelischer Flüchtlings­pfarrer betätigt. Er nahm das Denkmal in die Obhut des Landes und dankte dafür, dass mit dem Mahnmal durch Vertriebene und Einheimische das gesamtdeutsche Bewusstsein aufgegriffen worden sei, für das die Landesregierung immer eintrete. Das Kreuz an der Grenze solle der Landesregierung Verpflichtung für das tägliche Handeln sein, der Welt zu zeigen, „wie man im Frieden mit friedlichen Mitteln für die Gerechtigkeit kämpfen kann“. Nach diesem „Gelöbnis“ wurde zum Ausklang der Feier von den Anwesenden das Niederländische Dankgebet gesungen.
Mit der In-Obhutnahme war nun das Land Niedersachsen für das Denkmal verantwortlich, insbesondere für aufkommende Kosten. Wie schon früher schob Kettmann die Jugend vor, um ein Deutschland in den alten Grenzen zu fordern. Dabei ging er nicht auf die Schuld der Älteren näher ein und schwieg sich darüber aus, dass die Gebietsforderungen zwangsläufig Konflikte mit den Nachbarländern provozieren mussten. Minister Albertz bekräftigte die gesamtdeutsche Orientierung der Landesregierung und mahnte zur Friedfertigkeit. Das damals auf zahlreichen Vertriebenenveranstaltungen zu hörende Niederländische Dankgebet verweist als Bestandteil des Großen Zapfenstreichs auf eine preußisch-militärische Traditionslinie. Seit Wilhelm II. wurde es öffentlich viel gespielt und stand für die Verbindung von weltlicher Macht und Religion. In der NS-Zeit wurde es noch stärker zur Aufwertung „erhebender Feiern“ eingesetzt. Im Liedtext wurde der Beistand des gerechten Gottes bzw. der “Vorsehung“ behauptet, womit das eigene Denken und Handeln legitimiert werden sollte. Wiederholt zeigen sich Parallelen zur Einweihungsfeier des Tannenberg-Denkmals am 18. September 1927: Prominente Gäste schrieben sich nicht nur ins Goldene Buch ein, sondern beim Feldgottesdienst wurde neben dem Tedeum auch das Niederländische Dankgebet gesungen (Grenz 1977, 312).
Anderntags begab sich vor allem die „Ostdeutsche Jugend“ früh morgens zu Fuß oder mit Bussen zu den Uhlenklippen. Vor oder nach der Veranstaltung hatten wohl junge Leute ihre Kletterkünste am Mahnmal ausprobiert, denn die „Harzburger Zeitung“ monierte den wenig pietätvollen Umgang einiger Jugendlicher mit dem Mahnmal (Landsmannschaften am Mahnmal. Zehn Wappen schmücken den Sockel des Kreuzes, HZ, 27.6.1950). Es sei nötig, das Kreuz mit einer „Achtungsumfriedung zu umgeben, damit die Besucher, vor allen Dingen bei feierlichen Veranstaltungen, den rechten Abstand von Klippe und Kreuz haben. Die Würde des Ortes erscheint uns diesen Abstand dringend zu erfordern, denn die Klippe mit dem Kreuz ist zur Erprobung von Kletterkünsten nunmehr ungeeignet.“ Diese Äußerung zeigt, wie Akteure und ihr Umfeld eine Sakralisierung von Denkmal und Standort initiierten und entsprechende kulturelle Verhaltensweisen implementierten, hier die Distanz zum „geheiligten“ Ort.
Die Feier am Mahnmal zeichnete sich ebenso durch die Instrumentalisierung religiöser Formen aus. Zu Beginn sprach Gieseler, „der Sprecher der Heimat“, das „Gebet der Heimatlosen“15. Es handelt sich dabei um kein Gebet im religiösen Sinne, sondern um ein Gedicht mit sakral gefärbtem Titel, das die Rückkehrhoffnung thematisiert. In der ersten Strophe wird die Freude des Erinnerns an die verschiedenen Facetten der ostpreußischen Natur angesprochen, des Weiteren die Freude auf ein Dasein als Gleicher unter Gleichen, bei dem man sich ohne Scheu und unbefangen geben könne. Dann versetzt der Verfasser den Leser in eine unerwartete Vorstellung: „Wir sind zu Haus!“ Nun sei die Freude noch größer: Man müsse niemand bitten und keinem eine Last sein, man könne als freier Herr leben und die Häuser wieder aufbauen bis man endlich das Ganze als „wieder mein“ bezeichnen könne. Das Gedicht endet mit dem Appell: „Herrgott, laß unsere Hoffnung nicht vergebens sein!“ Verfasser des „Gebets“ war das spätere Bundesvorstandsmitglied der Landsmannschaft Westpreußen und Chefredakteur ihres Organs Ottfried von Finckenstein (1901–1987) (Deutsches Literatur-Lexikon 2005, 568). In der NS-Zeit war er angeblich zum Regime auf Distanz gegangen, gleichwohl hatte er zwei Literaturpreise in dieser Zeit (1938 Volkspreis für deutsche Dichtung, 1942 Herder-Preis der Universität Königsberg) erhalten.
Der vertriebene Druckereibesitzer und CDU-Mann Eberhard Rock hielt nun die Festansprache, die das Lokalblatt ausführlich wiedergab. Den Begriff Heimat könne nur der erfassen, der sie verloren habe, der wisse, wie man für die Heimat leiden könne. Das Mahnmal stehe für die Freiheit der Völker und für die Freiheit des deutschen Volkes. Er wandte sich gegen Radikalismus, denn die Sache der Vertriebenen sei gut vorangekommen, wofür die Beteiligung von Vertriebenen wie Lukaschek und Albertz in führenden Ämtern stünden. Das Kreuz sei ein Mahnmal des Friedens und eine Mahnung zur Wiedergutmachung an diejenigen, die die Abkommen in Jalta und Potsdam geschlossen hätten. „Heimat umschlösse den Begriff Frieden, und da die Heimatvertriebenen den Frieden wollen, müßten sie zwangsläufig für eine friedliche Rückgewinnung der verlorenen Heimat eintreten.“
Rock umriss in seinen Ausführungen zum wiederholten Male die Denkmalintentionen. Im Einzelnen setzte er die Denkmalerrichtung in den Kontext einer starken Beachtung der Vertriebenen durch die bundesdeutsche Politik, womit er Radikalisierungstendenzen unter den Vertriebenen zu mäßigen suchte. Ganz besonders strich Rock die Friedensintention des Mahnmals heraus und mahnte indirekt die Wiederherstellung der Vorkriegsgrenzen und die Rückkehr der Vertriebenen an, was mit friedlichen Mitteln erreicht werden sollte.16 Rocks Betonung einer friedlichen Lösung richtete sich an zwei unterschiedliche Adressatenkreise. Er wollte nicht nur nach außen die Denkmalkritiker beschwichtigen, sondern in den eigenen Reihen die Verfechter einer militärischen Option zur Mäßigung aufrufen. Somit drückt sich in den verschiedenen Aussagen zum Mahnmal zum einen das gemeinsame Ziel der Wiederherstellung Deutschlands in den Grenzen von 1937 oder gar der Zeit des Weltkrieges und zum anderen der Widerstreit der Mahnmal-Akteure zwischen militärischer und friedlicher Lösung aus.

Umstanden von Wimpeln und Fahnen wurden nach Rocks Rede aus den Händen junger Frauen der Reihe nach die Wappen Niederschlesiens (Rock kam aus Nieder­schlesien), Oberschlesiens, des Sudeten­landes, Brandenburg-Berlins, Ostpreußens, Westpreußens, des Warthelandes, Pom­merns, Danzigs und des Baltenlandes von einem Zunftmeister an den Quadern des Sockels befestigt.17 Während der Ham­merschläge des Zunftmeisters sprachen die Beauftragten – wie am Vorabend – begleitende Worte und Denksprüche.
Dem Kreuz fehlte im Vergleich zu Vorgängerdenkmalen wie dem West­preußenkreuz ein Motto oder eine andere Art der Erklärung. Die Jahreszahlen auf dem Querbalken zielten zwar in diese Richtung, haben aber keinesfalls die Aussagekraft eines Mottos. Diesem Problem kam man mit der Anbringung der Wappen der östlichen Provinzen bei. Die Holztafeln wiesen zwar nur die Wappen und keine erläuternde Bezeichnung auf, doch zumindest für informierte Zeitgenossen trugen sie in unmittelbarer Nähe zum „Kreuz des deutschen Ostens“ zur Mahn­maler­läuterung bei. Dadurch wurde klarer, was mit dem „deutschen Osten“ gemeint war, weshalb die Wappentafeln als Beitrag zu den „Konstruktionen des ‘deutschen Ostens’“ (Scholz 2011, 331–342) zu werten sind.
Nach der Befestigung der Wappentafeln trat Kettmann mit einem kleinen schwarzen Schrein vor, der mit Heimaterde gefüllt war. Die „Harzburger Zeitung“ berichtete: „In dem Behälter sei die größte Kostbarkeit, die ein alter Heimatvertriebener besaß. Erde aus dem deutschen Osten. Erde von dem Friedhof, in dem dieser Greis seine erschlagenen Kinder und Enkel habe verscharren müssen. Dem alten Manne, dem einzigen Überlebenden einer großen, blühenden Familie, sei dies Kreuz des deutschen Ostens der Platz, der besser wie kein anderer geeignet sei, diese Erde, die Deutschland sei, aufzunehmen.“ Der Schrein wurde im Sockel des Kreuzes vermauert. Nach einer weiteren Rede eines ZvD-Landesvertreters an die Jugend bildete das Deutschland-Lied, dessen gesungene Strophen nicht genannt wurden, den Abschluss der Feier.
Die Tradition der mitgeführten Heimaterde lässt sich nach Albrecht Lehmann (1991, 102-105) schon in früheren Jahrzehnten etwa bei Soldaten oder Auswanderern nachweisen. In den Nachkriegsjahren entwickelte sich jedoch im Vertriebenenmilieu ein regelrechter Kult darum. Am verbreitetsten war er bei katholischen Sudetendeutschen und Schlesiern (auch in Bad Harzburg stammte die Erde von einem Schlesier). Lehmann (1991, 103) führt zum tieferen Sinn der Mitnahme von Erde aus: „Wo das Verlassen der gewohnten Umwelt mit einem so hohen Grad an Bewußtheit erlebt und ein Abschied so nachdrücklich rituell gestaltet wird, da wird der Gegensatz Heimat und Fremde sehr eindringlich erlebt“. Dabei geht es aber nicht nur um den Blick in die Zukunft in der Ferne, sondern auch um die stete Erinnerung an die erwünschte Rückkehr. Das mystische Band zur Heimat sollte nicht zerreißen. Heimaterde wurde in den 1950er Jahren meist an privilegierten Orten der Wohnung deponiert; sie diente als Geschenk und wurde oft den Toten in der „neuen Heimat“ mit ins Grab gegeben. Sie wurde auch in den Fundamenten eines neuen Hauses verbaut oder im neu erworbenen Bauernland untergemischt. Lehmann erwähnt jedoch die Verwendung von Heimaterde im politischen Kontext nicht, wofür das Kreuz des deutschen Ostens eines der ersten Paradebeispiele ist. Hier wurde ein privater Brauch in die politische Sphäre übertragen und entsprechend instrumentalisiert. Weiter wurde durch eine hoch emotionale Geschichte die Wirkung gesteigert. Damit wurde die Erde doppelt mystifiziert: als Erde aus der Heimat und als Erde von dem Friedhof der Angehörigen. Das Deponieren der Heimaterde im Kreuzsockel stand für zwei wichtige Aspekte: Indem die Erde ins Kreuz „einging“, verschmolz die Heimat mit dem Kreuzdenkmal, das zum Zeichen der Heimat werden sollte. Und weil es sich um Friedhofserde handelte, wurde das Kreuz-Mahnmal als allgemeines Gedenkkreuz für die zurückgelassenen Toten empfohlen.

Mahnmalerweiterungen: Bedeutungsverdichtung und zusätzliche Erklärungen

Denkmale bleiben über die Jahrzehnte nicht unverändert. Ihr Standort kann wechseln, ihre Gestalt wird verändert, Ergänzendes wird angebracht und viele Möglichkeiten mehr. So ging es auch mit dem „Kreuz des deutschen Ostens“. Dahinter verbergen sich unterschiedliche Momente. Sie künden unter anderem von der Akzeptanz bis hin zur bekenntnishaften Zustimmung zum Denkmal, wie sie sich etwa über Sonderdenkmale bis hin zur Nutzung als Aufmarschplatz ausdrücken kann. Ein zweiter Beweggrund ist oft ein innerer Zwang, zum besseren Verständnis eines Denkmals beizutragen. Diese Einstellung beruhte bei nationalen Denkmalen bis 1945 darauf, die Möglichkeit des Nichtverstehens tunlichst auszuschließen (Tietz 1999, 167). Hingegen wurde gestalterisch seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einerseits eine formale Reduktion andererseits eine erweiterte inhaltliche Bedeutung eingefordert. Dieses Dilemma konnte man mit nur über einen erweiterten Baubestand sinnvoll lösen.
Von der Akzeptanz und Gestaltungserweiterung des Kreuz-Mahnmals kündet die An­bringung einer Granittafel an der rechten Seite des Kreuzsockels mit der Inschrift „Riesengebirgsverein / 1880 – 1955 / Der Heimat die Treue“ (Großes Jubiläum in Bad Harzburg festlich begangen, Schlesischer Gebirgsbote, 1955, Nr. 18, 2f.). Der Harzburger Steinmetz Sievers hatte die Gedenktafel beschafft; die Gestaltung hatte der aus Warmbrunn/Schlesien stammende Bildhauer Walter Volland (Goslar) übernommen.18 Die Einweihung der Tafel erfolgte am 11. September 1955 anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Riesengebirgsvereins (RGV). Neben Vertretern des Bundes vertriebener Deutscher (BvD) aus Stadt und Kreis (Edelhard Rock), dem Harzburger Bürgermeister, dem 1. Vorsitzenden des Harzklub-Hauptvereins waren ca. 800 Menschen auf Einladung des RGV erschienen.
Da sich am Mahnmal selbst keine Namensbezeichnung oder gar verbale Denk­maler­klärung befand, erfuhr es durch die Worte auf der Granitplatte, auf der auch der verantwortliche RGV genannt wird, eine erste wörtliche Erklärung. Nun wurde uninformierten Besucher wegen des geographischen Bezugs und dem Spruch klar, dass das Hochkreuz etwas mit Flucht und Vertreibung zu tun haben musste. Vor allem aber hatte sich die schlesische Wandererorganisation mit einer Sondergedenktafel neben dem Eigeninteresse nach vereinsmäßiger Selbstdarstellung und Werbung eindrucksvoll zum Mahnmal und seiner Idee bekannt. Damit war die Basis zu weiteren Ergänzungen am Mahnmal gelegt. Schließlich darf der integrative Aspekt nicht unterschlagen werden, denn Tafel und Veranstaltung können als symbolische Verbrüderung der Gebirgslandschaften Riesengebirge und Harz interpretiert werden.
Von den gehaltenen Ansprachen (u.a. von Bürgermeister Nordmann und dem BvD-Kreisvorsitzenden Rock) war die des lokalen BvD-Vorsitzenden Fritz Müller, der 1952 über die BHE-Liste in den Stadtrat gewählt worden war, am aufschlussreichsten (Großes Jubiläum in Bad Harzburg festlich begangen, Schlesischer Gebirgsbote, 1955, Nr. 18, 2). Er konstatierte, dass das Kreuz „nunmehr zu einem Wallfahrtsort der Heimatvertriebenen und Einheimischen und zu einem Kundgebungsort besonderer Art geworden“ sei. Was heute noch an der Zonengrenze stehe, könne sich morgen vielleicht schon in der Mitte unseres Landes befinden. Des Weiteren zitierte ihn der „Schlesische Gebirgsbote“: “Dieses Kreuz sei weiterhin ein warnendes und mahnendes Mal hinsichtlich gemeinsamer Bestrebungen zur Wiedervereinigung. Dieses Kreuz, errichtet gegenüber dem Kreuz des Ehrenfriedhofs, mahne weiterhin, dem Vaterlande zu dienen, sich gegenseitig als einzelne wie als Volk zu lieben und zu achten, nicht gegeneinander, sondern miteinander zu leben. Und schließlich sei das Kreuz Symbol für den Glauben und die Hoffnung auf eine gute Zukunft unseres Volkes.“
Mit der Bezeichnung als „Wallfahrtsort“ verwandte Müller nicht nur einen religiösen Terminus, sondern er betonte damit auch die Einlösung des 1950 gesetzten Ziels, zu dem auch die Einheit von Vertriebenen und Einheimischen zählte. Mit dem Zitat Lukascheks unterstrich er die Hauptintention des Denkmals, nämlich die Grenzrevision. Der Verweis auf den Soldatenfriedhof und den Dienst am Vaterland deutete auf die militärische Option hin und die Aufforderung zur „Volkesliebe“ atmete den Geist der Volksgemeinschaftsideologie. Angesichts mangelnder Aussichten auf Grenzrevisionen griff Müller auf Versatzstücke der Ideologie vom christlichen Abendland zurück und bemühte den Hoffnungsgedanken für das Erreichen dieses Ziels.
Es dauerte noch einige Jahre, bis es zu einer ähnlichen Denkmalsergänzung kam. Hatte der schlesische Glatzer Gebirgs-Verein (GGV) schon auf der Jahreshauptversammlung der Braunschweiger Gruppe am 19. Januar 1963 eine Gedenkplakette erörtert, so konnte der GGV anlässlich seines 80-jährigen Jubiläums am 6. September 1964 eine Granittafel am Mahnmal einweihen (Enthüllung einer Gedenktafel des GGV. am Kreuz des Ostens bei Bad Harzburg durch den Glatzer Gebirgs-Verein Braunschweig, Grafschaft Glatzer Heimatblätter, Umschau, 1964, Nr. 10, U 180, und Fotos U 181). Die Plakette war ebenfalls vom Bildhauer Volland gefertigt worden und zeigt die Inschrift „1881 [mittig eine Abbildung des Vereinszeichens Glatzer Rose] 1961 / Glatzer Gebirgs-Verein“. Die Tafel wurde links neben der Plakette des RGV angebracht. In seiner Rede erklärte der Vorsitzende des GGV, Max Herrmann, dass die Tafel eine stete Verpflichtung zur Heimattreue für die Anwesenden und ihre Kinder bedeute.
1963 war es zu einer anderen, erheblicheren Umgestaltung des Mahnmalplatzes gekommen. Als Grund für die Denkmalerweiterung in der Fläche wird von den „Kreuzesbetreuern“ der Diebstahl von Wappentafeln – vermutlich durch Sammler – genannt (Kuhne 1978, 16). 1959 sollten die hölzernen Wappenschilder durch kupferne ersetzt werden. Doch angesichts des teuren Kupfers und der Diebstahlgefahr diskutierte man auf einer Besprechung von Vertretern verschiedener Ämter und Institutionen im August 1959 auch eine Gusseisenlösung (Niedersächs. Minister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, Niederschrift über die Dienstbesprechung am 12.8.1959 in Bad Harzburg, Rathaus, Bad Harzburg, vom 17.8.1959, KddtO I, 378). Da als oberstes Ziel die Beschädigung und Entwendung der Wappentafeln vermieden werden sollte, wurde auch „eine Ausführung in Stein“ angesprochen, aber kein Beschluss gefasst.
Jedoch spätestens seit Ende 1960 plante man die Aufstellung von Wappensteinen am Kreuz. Zuvor galt es, das Aussehen der Wappen und die Beschriftung abzustimmen. So verfügte Anfang 1962 der Niedersächsische Minister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte seine Billigung der Wappenentwürfe der Provinzen Brandenburg, Ostpreußen, Oberschlesien, Niederschlesien und Pommern sowie die der Deutsch-Baltischen und der Sudetendeutschen Landsmannschaft; für Danzig sollte das Stadtwappen mit dem Schriftzug „Bund der Danziger“ verwendet werden (Präsident des Niedersächs. Verwaltungsbezirks Braunschweig an das Staatshochbauamt Wolfenbüttel vom 14.2.1962, KddtO I, 412).19 Ein anderes Wappen lehnte er ab: „Das Wappen der Provinz Grenzmark Posen/Westpreußen darf nicht [Unterstreichung im Orig.] verwendet werden, weil sich hierdurch Überschneidungen mit den Grenzen von 1937 ergeben. Es verbleibt vielmehr bei dem Vorschlag der Landsmannschaft Westpreußen vom 29.11.1961, wonach das Westpreußen-Ordenskreuz als Wappen der Landsmannschaft gilt. Der Wappenstein mit dem Ordenskreuz ist mit der Unterschrift ‚Landsmannschaft Westpreußen’ zu versehen.“ War ursprünglich eine Einweihung unmittelbar nach Pfingsten 1962 (vermutlich zum 17. Juni, Pfingstsonntag war der 10. Juni) vorgesehen (Verfügung an den Landkreis Wolfenbüttel und die Stadt Bad Harzburg unter dem Schreiben des Staatshochbauamts Wolfenbüttel an die Arbeits­gemeinschaft ostdeutscher Bildhauer vom 27.2.1962, KddtO I, 413), so kam es aus bisher unbekannten Gründen erst ein Jahr später dazu.
Das Schreiben des Vertriebenenministers lässt darauf schließen, dass es bereits im Vorfeld Probleme mit der Ausgestaltung und Benennung der Wappensteine gegeben hatte. Die Landesregierung pochte zwar auf die Wiederherstellung Deutschlands in den Grenzen von 1937, wehrte aber weitergehende Gebietsforderungen ab, wie das Beispiel „Grenzmark Posen/Westpreußen“ oder etwa Lukascheks Anspruch auf den „Sudetengau“ von 1950 zeigt. Mangels ausreichender Angaben kann daher nur vermutet werden, dass für den fehlenden Stein der Landsmannschaft Weichsel-Warthe und die verzögerte Aufstellung der anderen Stelen 1963 Benennungsprobleme verantwortlich waren.
Anlässlich des Gedenkens an die Opfer des 17. Junis 1953 wurden 1963 anstelle der Holztafeln in ca. 40 bis 80 m Entfernung vom Kreuz in einem langgezogenen Viertelkreis neun „dauerhafte Granitsteine“ (Hervorh. i. Orig.) (Steinerne Zeugen deutschen Volkstums, HZ, 18.6.1963) mit den reliefartigen Wappen und den Inschriften der jeweiligen Gebiete oder Landsmannschaften aufgestellt.20 Die maßgeblich von der öffentlichen Hand finanzierten Wappenstelen tragen folgende Inschriften: „Brandenburg“, „Pommern“, „Ostpreussen“, „Niederschlesien“, „Oberschlesien“, „Bund der Danziger“, „Landsmannschaft Sudetenland“, „Landsmannschaft Westpreussen“, „Deutsch-Baltische Landsmannschaft“.21 Die Steine waren von den vertriebenen Künstlern Walter Volland (Goslar, 1898–1980), Reinhold Kraft (Wolfenbüttel, 1907–2003) und Wilhelm Heerde (Gilzum, 1898–1991) hergestellt worden. Während die beiden ersten aus Schlesien stammend zumeist als Holzbildhauer gearbeitet hatten, hatte der gebürtige Ostpreuße Heerde eine gehobenere künstlerische Ausbildung durchlaufen und neben seiner Bildhauerarbeit ab 1927 in der NSDAP Karriere gemacht, die ihn schon vor 1933 in den Reichstag geführt und ihm 1938 das Goldene Parteiabzeichen eingebracht hatte (http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Heerde [Zugriff: 30.9.2011]). Wenn auch die Schaffung von Denkmalen durch vertriebene Künstler den Heimatbezug unterstrich, so war dies hier gesetzlichen Bedingungen geschuldet, denn § 74 Bundesvertriebenengesetz verordnete die Bevorzugung von Vertriebenen bei der Vergabe öffentlicher Aufträge.
Durch die Aufstellung der Stelen wurde der Mahnmalplatz deutlich ausgedehnt. Die Wappensteine bildeten jedoch auch eine indirekte Begrenzung des Platzes, etwa bei Veranstaltungen. Wenn das Areal auch keine zigtausend Menschen fassen konnte, so doch mehrere tausend. Durch die angedeutete Kreisform der Stelenpositionierung wurde die Denkmalanlage stark auf das Kreuz ausgerichtet, was seine Bedeutung steigerte. Indem die Wappen mit den Bezeichnungen, also der Vorderseite, dem Kreuz zugewandt waren, bildete es auch das geistige Zentrum der Denkmalanlage. Das Kreuz sollte über das Religiöse hinaus den gemeinsamen Bezugspunkt aller „Heimat“-Regionen und ihrer ehemaligen Bewohner bilden. So wie das Kreuz für Tod und Auferstehung stand, so hatte die Heimat den Tod erfahren und ihren ehemaligen Bewohnern wurde nun Hoffnung auf die Auferstehung der Heimat in Form von Rückkehr und Grenzrevision gemacht. Die Stelen wiesen zwar keine direkte Aussage auf, doch sie trugen allein schon wegen der Inschrift noch mehr als die bloßen Wappen am Kreuzsockel zur Denkmalerklärung bei. Die Inschriften zeigten nun, was mit dem „deutschen Osten“ gemeint war. Auch wurden gewisse Differenzen zwischen den Landsmannschaften und der niedersächsischen Landesregierung sichtbar, die in der Kontrolle des (außen-)politisch Sagbaren lagen.

Abb. 5: Kreuz des deutschen Ostens mit neun Wappensteinen und dem Berliner Stein in der Stadt (vor 1980); Verlag: Schöning & Co., Lübeck, Nr. Har 347-f

Angesichts unzureichender Angaben zum Gestaltungsprozess der Mahnmalanlage ist es müßig, darüber zu spekulieren, inwiefern der Viertelskreis noch erweitert werden sollte (z.B. mit donauschwäbischen oder russlanddeutschen Landsmannschaftssteinen), es Bezüge zum Tannenbergdenkmal mit dem Mauerwall und seinen acht hohen Türmen gab oder ob es Zufall war, dass alle Steine in Richtung DDR-Grenze aufgestellt wurden.
Eine Aufwertung erfuhr die Einweihung dadurch, dass der niedersächsische Vertriebenenminister Albert Höft (SPD) diese nach seinem Amtsantritt als seine erste Amtshandlung vornahm. Gleichwohl hatte die Hauptveranstaltung zum 17. Juni vormittags einige Kilometer weiter unmittelbar an der Grenze zur DDR in Eckertal stattgefunden („Der Wille des deutschen Volkes ist Realität“, HZ, 19.6.1963). Erst um 14.00 Uhr traf man sich am Mahnmal zwecks Übergabe der Steine an die Öffentlichkeit („Gemeinsam ist Schicksal und Auftrag“, Schlesischer Gebirgsbote, 1963, Nr. 19, 301, und Steinerne Zeugen deutschen Volkstums, HZ, 18.6.1963). Dort begrüßte der Harzburger Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV) und Stadtrat Fritz Müller den Minister, zahlreiche Stadträte (der Bürgermeister war verhindert), den Oberkreis- und den Kurdirektor sowie die restlichen Besucher, die sich vor allem aus jungen Menschen zusammensetzten. Müller ließ die Geschichte des Mahnmals Revue passieren, wobei er wahrheitswidrig die Bezahlung der Restbeträge durch Spenden der Vertriebenen erwähnte und es als „eine wahre Wallfahrtstätte für Hunderttausende“ pries.
Der Hauptredner Höft (1893–1980) war selbst Vertriebener und vor 1933 SPD-Stadtrat in Stettin gewesen (Minister a. D. Albert Höft gestorben, Weichsel-Warthe, 1980, Folge 8/9, 6). Zudem hatte er in Niedersachsen als Vorsitzender der Landsmannschaft Pommern und Geschäftsführendes Mitglied des BdV-Landesvorstandes amtiert. In seiner Ansprache bezeichnete er die Wappensteine als „Gemeinschaftstat“, um damit auf den mit dem Mahnmal verbundenen „Auftrag“ aller Deutschen überzuleiten. Die Wappensteine kündeten davon, dass hinter Oder und Neiße auch Deutschland liege. Die Steine der Deutschen aus dem Baltikum und den Sudeten bezeugten, dass Deutsche „entscheidend daran mitgewirkt haben, Ostmitteleuropa der abendländischen Kultur zu erschließen“. Im Kreuz symbolisiere sich Leid und Hoffnung zugleich. Angesichts des aus gegenseitiger Schuldverstrickung entstandenen Leids hoffte er, dass die Menschheit der Gewalt als politisches Mittel entsage. Auch betonte er, dass man die alte Heimat hinter Oder und Neiße sowie die Menschen „hinter Mauer und Stacheldraht“ nicht vergessen werde. Das Kreuz solle wie die Charta der Heimatvertriebenen die Völker und Menschen mahnen, „guten Willen zu zeigen“, damit für alle der Weg in eine bessere Zukunft führe.
In seiner Rede beschwor Höft die Einheit der Vertriebenen, indem er die Mahnmaler­weiterung als gemeinschaftliche Tat bezeichnete, was auf Differenzen hinweist.22 Weiter erklärte er die hinter dem Mahnmal stehende Idee zur gemeinschaftlichen Verpflichtung aller Deutschen. Seine Ansprache griff mit dem Lob der deutschen Kulturleistung auf deutschvölkische Versatzstücke (Deutsche als Kulturträger) zurück. In dem Hinweis auf die beiderseitige Schuld deutete er zwar vorsichtig die eigene deutsche Schuld an, egalisierte jedoch letztlich Täter und Opfer. Den Schluss seiner Rede verpackte Höft in eine pathetische Form, indem er das Kreuz animisierte und so das Denkmal bedeutungssteigernd subjektivierte.
Für die erheblich verzögerte Aufstellung des Steines der Landsmannschaft Weichsel-Warthe war vermutlich ein Konflikt mit offiziellen Stellen um die Gestaltung und die Beschriftung verantwortlich. Daneben gab es aber auch innerorganisatorischen Streit. So erinnert sich der heutige niedersächsische Landesvorsitzende der Landsmannschaft, dass sich damals die jungen Landsmannschaftsmitglieder gegen Landesobmann Theodor Bierschenks Inschriftsvorschlag „Deutsche aus Polen“ „gesperrt“ hätten.23 Sie hätten für „Landsmann­schaft Weichsel-Warthe“ votiert. Deshalb sei der Gedenkstein erst 1980 gesetzt worden.
In ihrem landsmannschaftlichen Organ hieß es, dass man wie für die anderen östlichen Provinzen auch für die Grenzmark Posen-Westpreußen einen Gedenkstein habe aufstellen wollen, doch behördlicherseits seien Bedenken dagegen erhoben worden (Bierschenk 1981; Ein besonderer Tag für unsere Landsmannschaft, Weichsel-Warthe, 1980, Folge 7, 5).24 Im Laufe der Zeit hätten andere Vertriebenenorganisationen mit Herkunftsgebieten außerhalb der Reichsgrenzen vom 31. Dezember 1937 Steine platziert, die allerdings die Namen der Organisationen trügen, z. B. Bund der Danziger, Sudetendeutsche Landsmannschaft. Die Aufstellung sei auch deshalb wichtig, weil jedes Jahr am Mahnmal zum 17. Juni und auch zum „Tag der Heimat“ Gedenkveranstaltungen stattfänden. Auf einer Tagung des Landesverbandes Niedersachsen der Landsmannschaft Weichsel-Warthe am 25. November 1978 sei der Antrag der Vorsitzenden der landsmannschaftlichen Kreisgruppen Braunschweig (Georg Schiller) und Wolfenbüttel (Bruno von Jesche) auf Errichtung einer Wappenstele angenommen worden. Das Land Niedersachsen hätte zwar trotz Antrag keine Finanzierung übernommen, aber die Zustimmung zur Aufstellung erteilt. In einer größeren Sammelaktion seien ca. 7.000 DM gespendet worden, so dass man über die Kosten des Steins (ca. 5.000 DM, hergestellt in Wolfenbüttel, jedoch ohne Nennung des Bildhauers) hinaus noch die mit der Aufstellung verbundenen Kosten habe zahlen können. Vor Ort, in Bad Harzburg, habe der lokale BdV-Vorsitzende Hans Kuhne die Sache unterstützt. Schließlich hätte am 15. Juni 1980 die Wappenstele mit der Inschrift „Landsmannschaft Weichsel-Warthe“ in Anwesenheit von Bundessprecher Hans von Rosen, Landesobmann Bierschenk, regionaler Prominenz und ca. 700 Besuchern eingeweiht werden können. Zu Ende des Artikels wurden die Leser aufgefordert, den Stein zu besichtigen. Nun könne man sich darüber freuen, dass die Landsmannschaft „im Kranz der ostdeutschen Landsmannschaften nicht fehlt“ (Bierschenk 1981, 126).
Bei der Steineinweihung bekräftigte der BdV-Mann Kuhne, dass die Bedeutung der Stele in dem Bekenntnis zur alten Heimat läge (Rund 400 Besucher bei Gedenksteineinweihung, HZ, 16./17.6.1980). Dieses Erbe sei vielen Politikern unbequem geworden, weshalb das Gedenken wichtig sei. An die Adresse aller Deutschen gerichtet betonte er, dass ein Volk mehr sei „als ein Interessenverein, aus dem man jederezeit [sic!] austreten könne“. Das wüssten die Vertriebenen am besten. Hans von Rosen, der Sprecher der Landsmannschaft Weichsel-Warthe, unterstrich die Sinnhaftigkeit der Gedenkfeiern für die alte Heimat. Viele Menschen sähen sie nicht gern, da sie nach ihrer Ansicht die Entspannungspolitik gefährden würden. Diese Kundgebungen seien keine Gefahr für den Frieden, da die Vertriebenen schon vor 30 Jahren auf Rache und Vergeltung verzichtet hätten. Zwar hätte es in den letzten Jahren etliche Verbesserungen gegeben, gleichwohl gäbe es noch viel zu tun. Aber die Schritte müssten nicht immer nur von deutscher Seite unternommen werden, auch von polnischer. Ferner wandte er sich gegen die „’allein seligmachende Entspannungspolitik’ der Bundesregierung“, und entgegen dem Bundeskanzler wollten sie die Gebiete östlich der Neisse nicht in Ruhe lassen.
Kuhnes Worte machen deutlich, dass sich die Politik geändert hatte. Infolge der neuen Ostpolitik waren die sozialliberale Koalition und die Vertriebenenorganisationen wechselseitig auf Distanz gegangen. Diese Entwicklung wurde mit einem umso energischeren Festhalten am Heimatgedanken beantwortet. Die aus der Zugehörigkeit zum deutschen Volk vermeintlich erwachsende Verpflichtung wurde mit einem beliebten Spruch des „Volkstumskampfes“ der Zwischenkriegszeit gestützt. Die wiederholte Hervorhebung der Bedeutung des Gedenkens durch den Landsmannschaftssprecher rekurrierte darauf, dass das Gedenken in Frage gestellt wurde und sich bei weitem nicht mehr so viele Teilnehmer wie vor Jahrzehnten eingefunden hatten. Gegen Vorwürfe der Friedensgefährdung wurde einmal mehr mit dem Hinweis auf die Charta der Heimatvertriebenen von 1950 die Friedfertigkeit der Politik der Vertriebenenverbände behauptet. Etwaige Verbesserungen in den Beziehungen mit den östlichen Staaten wurden nur der deutschen Seite zugeschrieben. Abschließend wurde der Bundesregierung ein unterstelltes Monopol in Sachen Entspannungspolitik abgesprochen und nach wie vor die Gebiete östlich der Neiße als deutsche beansprucht.
Die Aufstellung der letzten Stele war auch gleichzeitig die letzte Veränderung auf dem Mahnmalplatz bis zum März 1998, als ein Orkan das morsche Kreuz vollends umstürzte. Es war hier nicht der Raum, um die Geschichte des Denkmals und den Umgang damit erschöpfend abzuhandeln. So konnte nicht auf das Finanzierungsfiasko und die große Sorge der Stadt Bad Harzburg um ihre Reputation als Kurstadt eingegangen werden. Gleiches gilt für die tiefere Motivation Kettmanns, der allenfalls als Sowjetzonenflüchtling, geschweige denn als Vertriebener, anzusehen ist. Nur am Rande wurden die jeweiligen Feiern am Kreuz (Sonnwende, „Tag der Heimat“ und besonders 17. Juni, dessen Opfern von 1974 bis 1989 jährlich gedacht wurde) angesprochen, aus denen sich Informationen über Kontinuitäten und Veränderungen der Mahnmalideen und –zielsetzungen ziehen lassen. Ganz besonders blieben die Auseinandersetzungen um das Denkmal außen vor, hinter denen widerstreitende Erinnerungskonzepte stehen. Schon vor der neuen Ostpolitik hatten in den 1960er Jahren gesellschaftliche Akteure die Vertriebenenorganisationen kritisiert, die ihrerseits die Kritiker als „Verzichtler“ und „Verräter“ denunzierten. In diesen Auseinandersetzungen wurde das Mahnmal zu einem Symbol des Pro und Contra, weshalb es 1969 mit Parolen versehen und 1982, 1985 und 1986 zudem noch bis hin zu einem Umsturzversuch attackiert wurde. Und schließlich konnte nicht geklärt werden, inwiefern die Errichtung des neuen Kreuzes im September 2000 und die damit einhergehenden Diskussionen altbekannte Argumentationen und Symboliken hervorbrachten oder Neues beinhalteten.

Ein Landschaftskreuz als politisches Propagandainstrument – ein Fazit

Auch wenn das Harzburger Kreuz nicht das erste Vertriebenenmahnmal seiner Art war,25 so kann es doch angesichts des hohen propagandistischen Aufwands als Prototyp der monumentalen Ostlandkreuze in der Landschaft angesehen werden (Scholz 2008, 301). Neu ist hier die Übertragung von Totengedenken im Vertreibungskontext aus dem religiös dominierten Raum in den öffentlichen Bereich. Privat geprägtes Gedenken wurde nun zu einer öffentlichen und politischen Angelegenheit. Dem entsprechend trat die Funktion der Besinnung hinter die der Propaganda zurück. Sie zielte auf ein gesteigertes Opfer- und Heimatbewusstsein, mit dem nicht nur der Rückkehrwille, sondern auch der Kampf für Grenzrevisionen verbunden war.
Die Einweihungsfeier von 1950 zeigt einmal mehr, dass durch die Reduzierung des NS-Regimes auf seinen politischen Charakter große Bereiche volksgemeinschaftlicher Erziehung fortlebten (Janka 1997, 440f.). Nicht nur die Gestaltung der Feiern, die Inhalte von Reden und schriftlichen Äußerungen, sondern auch die Ästhetik des Denkmals weisen zahlreiche Parallelen zur NS-Zeit und zum „Volkstumskampf“ der Zwischenkriegszeit auf. Hinzu kommen die Gemeinsamkeiten mit größeren Kriegerdenkmalen bzw. Soldatenfriedhöfen. Die Verwandtschaft resultiert nicht nur aus der ähnlichen Gestaltung und Lage, vielmehr steht hier die vom Privaten ins Politische gewendete Trauer um Tote im Vordergrund, wodurch die Gedenkorte zu nationalen Wallfahrtsstätten werden sollten.
In der Gestaltung des Mahnmals und seines Platzes, den einschlägigen schriftlichen Ausführungen, den Feierlichkeiten und den Reden spiegelte sich die Ideologie des „christlichen Abendlandes“. Sie besaß eine antikommunistische Prägung und mischte sich mit einem Antislawismus. Neben diesen beiden Elemente traten Übereinstimmungen zu wichtigen Versatzstücken der NS-Ideologie und der „völkischen Schutzarbeit“ zutage. Damit sind auch die soziokulturellen Milieus umrissen, die hinter der Denkmalsinitiative standen.
Diese Einstellungen dominierten über Jahrzehnte das organisierte Vertriebenenmilieu und schlugen sich entsprechend bei den Denkmalsergänzungen der Folgezeit nieder. Auch wegen der Grenznähe und den jährlichen Feiern zum 17. Juni muss die Frage gestellt werden, inwieweit noch die Vertriebenenproblematik im Vordergrund stand. Vieles spricht für die Bewertung des „Kreuzes des deutschen Ostens“ als ein zentrales Denkmal des Kalten Krieges. Damit aber steht die Frage im Raum, inwieweit dies auch auf andere Vertriebenendenkmale der Folgezeit zutrifft.

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Abkürzungen:

HZ = Harzburger Zeitung
KddtO I = Stadt Bad Harzburg, Akte Kreuz des deutschen Ostens I, Blattzahl